Projekt zur Entwicklung autonomer Binnenschifffahrt
Während unbemannte Fluggeräte bereits intensiv in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen sind, hört und liest man aus dem Bereich der sich stetig entwickelnden autonomen Seefahrt vergleichsweise wenig. Dabei sind Forschungsbooten wie die Sea-Kit (wir berichteten) bereits auf den Meeren unterwegs, im Dezember 2020 wurde mit der Yara Birkeland (Abbildung) das weltweit erste selbstfahrende Elektro-Frachtschiff an die norwegische Reederei Yara übergeben. Doch nicht nur im interkontinentalen Frachtverkehr können so genannte Unmanned Surface Vessels (USV) eingesetzt werden. Mit DataSOW startete diese Woche ein Projekt zur Entwicklung autonomer Binnenschifffahrt.
Von Jan Schönberg
Die Binnenschifffahrt steht bezüglich hochautomatisierter oder autonomer Operationen vor großen Herausforderungen, was sich insbesondere durch die sehr komplexen Umgebungsbedingungen erklärt. Autonom fahrende Binnenschiffe müssen sich – bei aller Digitalisierung – auch in der realen Welt orientieren können. In dem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderten Vorhaben DataSOW möchte die Titus Research GmbH künstliche Intelligenz (KI) nutzen, um mit dem Projekt zur Entwicklung autonomer Binnenschifffahrt die Etablierung autonom operierender Systeme deutlich voranzutreiben.
Testschiffe sammeln Bilddaten
Dazu werden mit an Bord von Testschiffen installierten Kameras auf der Spree-Oder-Wasserstraße (SOW) Bilddaten der Infrastruktur erfasst. Über einen Jahreszyklus wird umfangreiches Bildmaterial unter wechselnden Licht- und Wetterbedingungen sowie in verschiedenen Vegetationsperioden gesammelt. Dieses soll bei der Entwicklung eines KI-Moduls helfen, das Infrastrukturkomponenten erkennt und klassifiziert. Das Ziel ist es dann, dass Assistenz- beziehungsweise Steuerungssysteme in Echtzeit auf die Umgebung reagieren können. Die Spree-Oder-Wasserstraße umfasst mehrere staugeregelte Fluss- und Kanalstrecken, von der Unteren Havel-Wasserstraße ab Spreemündung bis zur Oder in Eisenhüttenstadt. Im Rahmen des Projekts kooperiert TitusResearch mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Spree-Havel.
Hintergrund
Die Titus Research GmbH hat ihren Sitz im Zentrum für Luft- und Raumfahrt Schönefelder Kreuz in Wildau und knüpft an die diesbezügliche Arbeit des Verbands Curpas an, einem brandenburgischen Netzwerk für unbemannte Oberflächen- und Luftfahrzeuge. Gemeinsam mit Industrie- und Wissenschaftspartnern wird an Projekten zu hochautomatisierten und autonomen Systemen gearbeitet.
Abbildung: Yara International ASA