Nachgefragt bei Angela Kies

Wirkungsvoller Einsatz aktueller Detektionssysteme

„Drohnen machen auch bei wenig Flugverkehr viel Ärger“. Das teilte die DFS Deutsche Flugsicherung im Januar 2021 per Pressemitteilung mit. So kam es im Jahr 2020 nach DFS-Angaben zu insgesamt 92 gemeldeten Behinderungen durch Drohnen im deutschen Luftraum. Ein deutliches Minus im Vergleich zu den Vorjahren, das allerdings weniger stark ausfiel als die drastische Reduzierung des Flugverkehrs im Corona-Jahr 2020. Und mehr als die Hälfte der gemeldeten Zwischenfälle führte zu Störungen im Flugverkehr. Große Hoffnungen setzen Flugsicherung und Airport-Betreiber daher auf das System zur effektiven Drohnendetektion, das die DFS im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur entwickeln soll. Im Sommer des vergangenen Jahres untersuchte die DFS, wie ein wirkungsvoller Einsatz aktueller Detektionssysteme an den Großflughäfen in Frankfurt und München im Live-Betrieb aussehen könnte.

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Wir wollten von Angela Kies, Leiterin der Abteilung unbemannte Luftfahrzeugsysteme bei der DFS wissen, was die mehr als 600 Flügen mit unterschiedlichsten Drohnentypen an Erkenntnissen brachten und warum auch nach eineinhalb Jahren Projektarbeit noch kein Drohnendetektions-System für die deutschen Verkehrsflughäfen gefunden wurde. Drones fragt nach.

Drones: Trotz Aufklärungsarbeit und Technologien für Geo-Awareness und Geo-Fencing kommt es rund um Verkehrsflughäfen immer wieder zu Drohnen-Sichtungen: Wie erklären Sie sich, dass offenkundig immer noch Piloten in diesen verbotenen Zonen fliegen?
Angela Kies: Eine wirkliche Erklärung haben wir dafür nicht – bei den meisten Ereignissen gehen wir von Unkenntnis der Sachlage aus. Wir glauben, dass vielen Drohnennutzern einfach nicht klar ist, dass sie in der Rolle als Pilot viele Regeln beachten müssen. Das reicht von Luftrecht über Meteorologie und Luftraumstruktur bis hin zur Navigation. Darum ist ein Drohnenführerschein ja so wichtig.

Wie erreichen Sie die Meldungen zu Drohnensichtungen rund um Verkehrsflughäfen eigentlich? Sind das ausschließlich die Flugzeugbesatzungen? Oder kommen auch Hinweise aus der Bevölkerung oder vom Airport-Bodenpersonal?
Die meisten Meldungen, rund 70 Prozent, erreichen uns von Piloten, die mit unseren Fluglotsen in permanentem Sprechfunk-Kontakt stehen und diese Info gleich weitergeben. Zahlreiche weitere Ereignisse werden aus dem Tower, also von unseren Fluglotsen selbst beobachtet. Aber auch Meldungen durch Flughafenmitarbeiter, Polizei- und Ordnungsbehörden und sogar von Bürgern sind möglich. Sie alle summieren sich zu den restlichen rund 30 Prozent.

Werden gemeldete Sichtungen denn nachverfolgt? Also inwiefern können Sie nachvollziehen ob das, was gesichtet wurde, am Ende des Tages auch tatsächlich eine Drohne war?
Meldungen von Flugzeugbesatzungen nehmen wir ernst und gehen davon aus, dass Piloten sich ihrer Sache sicher sind. Wir leiten die Meldung dann sofort weiter an die Polizei, deren Aufgabe es ist, die Information zu verifizieren und weitere Maßnahmen einzuleiten. Auch die Frage der Drohnenabwehr sowie die Ermittlung des Steuerers fällt dann in den Zuständigkeitsbereich der Polizei. 

Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde der Flughafen London Gatwick nach Drohnensichtungen tagelang lahmgelegt, danach tauchten schnell Forderungen auf, die deutschen Airports besser zu schützen. Ein Konzept zur Drohnen-Detektion an deutschen Flughäfen gibt es jedoch immer noch nicht. Warum dauert das eigentlich so lange?
Das Projekt zum Aufbau einer systematischen Drohnen-Detektion startete bei der DFS im Herbst 2019 mit der Identifikation möglicher Technologie-Anbieter. Im Sommer 2020 folgten dann die Drohnen-Detektionstests an den Flughäfen Frankfurt und München. Große Herausforderungen waren dabei einerseits die Tests im laufenden Betrieb des Flughafens – und andererseits auch die durch die Corona-Pandemie notwendigen Hygiene- und Abstandsregeln. Dennoch konnten wir unseren vorgesehenen Zeitplan einhalten und testeten von August bis November sechs Technologieanbieter. In jeweils rund 120 Missionen kamen über 600 Drohnenflüge zusammen und unsere Ergebnisse umfassen mehrere Terrabyte Daten. Diese werden nun ausgewertet und dem Bundesverkehrsministerium als Entscheidungsgrundlage für die nächsten Schritte zur Verfügung gestellt. Damit geht Deutschland den Weg einer gründlichen und soliden Auswahl einer möglichst optimalen Technologie-Lösung, hier geht Qualität vor Schnelligkeit.

Sie haben die Drohnen-Detektionstests in Frankfurt und München angesprochen: Wie viele Zwischenfälle mit Drohnen in Flugverbotszonen rund im Airports könnten frühzeitig unterbunden werden, wenn eines der getesteten Systeme eingesetzt werden würde?
Wir sind optimistisch, dass wir mit dem zukünftigen Drohnendetektions-System (DDS) eine Vielzahl von Drohnenflügen am Flughafen ausreichend früh erkennen könnten. Beispielsweise konnten während der Tests auch Drohnen im Testgebiet detektiert werden, die nicht unsere eigenen waren und sich unerlaubt in der Kontrollzone bewegten. Diese Informationen wurden entsprechend der etablierten Meldekette sofort an die zuständige Polizeidienststelle weitergegeben. Und diese Information schafft überhaupt erst die Grundlage, der Polizei eine Drohnenabwehr zu ermöglichen.




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