Nachgefragt bei Daniela Richter, Project Lead Windrove & UAM bei Hamburg Aviation

Intensivierte Zusammenarbeit

Im Rahmen der UAM-Initiative for Cities & Communities („UIC²“) der EU-Kommission engagieren sich 43 europäische Städte und Regionen dafür, die Entwicklung innovativer Luftmobilitätskonzepte (Urban Air Mobility) voranzutreiben und zu erproben. Auch dabei: Ingolstadt, Aachen, Hamburg und die Region Nordhessen. (Lese-Tipp: Stadt Hamburg schließt sich der Urban Air Mobility-Initiative an)  Punktuell arbeiten die vier deutschen UAM-Initiativen bereits eng zusammen. In einer Ende Juni unterzeichneten Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) wurde nun gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) vereinbart, die Kooperation zu vertiefen und zu institutionalisieren. Im Luftfahrtcluster Hamburg Aviation ist das Projekt Windrove angesiedelt (Wirtschaftliche Nutzung eines drohnenbasierten Luftverkehrssystems in Metropolregionen), das als regionales Branchennetzwerk an zentraler Stelle die UAM-Initiative der Hansestadt vorantreibt. Daniela Richter, Project Lead Windrove & UAM bei Hamburg Aviation, blickt durchaus zuversichtlich auf die intensivierte Zusammenarbeit mit den Partnern in Aachen, Ingolstadt, der Region Nordhessen und dem BMVI. Doch welche Vorteile kann das von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer angekündigte „neue Innovationsnetzwerk“ tatsächlich bringen? Und wie neu ist es eigentlich? Drones fragt nach.

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Drones: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat ein „neues Innovationsnetzwerk für den Einsatz von Drohnen in Deutschland“ angekündigt. Was ist so neu daran? Austausch unter den UAM-Regionen gab es doch schon zuvor, oder?

Daniela Richter: Ja, das stimmt. Ausgehend von der 2017 ins Leben gerufenen europäischen Initiative arbeiten die UAM-Modellstädte und -regionen bereits seit mehreren Jahren kooperativ zusammen. Die deutschen Städte haben durch die Einbeziehung des BMVI eine engere Kooperation angestoßen. Diese Partnerschaft wird mit dem MoU nun formalisiert und auf ein neues Level gehoben. Das Ziel ist, die Partnerschaft zu verstetigen und zu vertiefen. Perspektivisch sollen weitere Partner eingebunden werden. So waren bei der Unterzeichnung auch die kommunalen Spitzenverbände eingebunden, deren Mitglieder – insbesondere Kommunen und Landkreise – ein immer größeres Interesse an UAM haben.

Was können die UAM-Regionen und das BMVI gemeinsam denn besser und effizienter, als es die einzelnen Initiativen könnten?

Auf dem Weg zum Regelbetrieb von Drohnen im urbanen Luftraum gilt es, einige Hürden zu überwinden. Insbesondere bei der gesellschaftlichen Akzeptanz und den notwendigen Regularien gibt es ein enormes Kooperationspotenzial, da diese Herausforderungen letztendlich für alle Städte und Kommunen ähnlich sind. Zudem gibt es Kooperationsbedarf zwischen Bund und der lokalen Ebene in Bezug auf die Verantwortlichkeiten der ausführenden Behörden, wie es zum Beispiel Artikel 18f der Verordnung der EU-Kommission über einen Rechtsrahmen für den U-Space vorsieht. Darüber hinaus geht es darum, sich über den Stand der technologischen und regulatorischen Umsetzung abzustimmen. So können die Partner beispielsweise öffentliche Fördermittel passgenau einsetzen und damit Spitzentechnologie und Innovationen wirklich fördern, die die Branche insgesamt voranbringen.

Die UAM-Regionen standen bislang ja immer auch ein wenig im Wettbewerb untereinander. Inwiefern lässt sich diese sportliche Konkurrenz im Sinne der gemeinsamen Entwicklung abstellen?

Naturgemäß stehen die Regionen bei bestimmten Aufgaben in Konkurrenz zueinander, auch wenn wir zeitgleich bei vielen Themen kooperieren. Wir bewerben uns in denselben Förderprogrammen um regionale Projekte und konkurrieren zum Beispiel bei Unternehmensansiedlungen. Diese Konkurrenz komplett abzustellen ist nicht möglich. Darum geht es bei dem Innovationsnetzwerk aber auch nicht. Letztlich sorgt die Konkurrenz dafür, dass die Städte sich besser für UAM aufstellen und Expertise aufbauen. Dies nützt der Drone-Economy als Ganzes und somit dem Standort Deutschland als Leitmarkt für Drohneninnovationen.

Das kürzlich unterzeichnete „Memorandum of Understanding“ sieht eine ganze Reihe an Absichtserklärungen vor: Aber welche konkreten Schritte sind vereinbart? Was wird das Netzwerk in den ersten Wochen und Monaten umsetzen?

UAM muss auf regionaler beziehungsweise kommunaler Ebene umgesetzt werden. Hier stehen die Verwaltungen momentan vor enormen Herausforderungen angesichts der Tatsache, dass eine komplexe und völlig neue Verkehrsform in Ergänzung zu den bestehenden Verkehren geplant und implementiert werden muss. Gleichzeitig ist es eine Gelegenheit, neue Verkehrskonzepte zu pilotieren und notwendige Entwicklungen wie die Verkehrswende zu flankieren. Die Modellstädte und -regionen sowie das BMVI haben sich daher zunächst vorgenommen, das Thema UAM sowie praktische Erfahrungen bei der Umsetzung aus städtischer Perspektive noch stärker bekannt zu machen. Der im Oktober in Hamburg stattfindende ITS-Weltkongress wird eine erste Gelegenheit für eine gemeinsame, breite Veranstaltung sein. Zudem werden die relevanten im Drohnen-Aktionsplan der Bundesregierung genannten Maßnahmen von den Partnern flankiert.

Was erhofft man sich in der UAM-Modellstadt Hamburg konkret von der Zusammenarbeit mit Aachen, Ingolstadt, der Region Nordhessen und dem BMVI? Wie wird sich die tägliche Arbeit verändern?

Bei komplexen Fragestellungen ist der Blick über den Tellerrand immer hilfreich. Gerade bei der Implementierung vor Ort gibt es zahlreiche Herausforderungen, bei denen ein Austausch der Städte untereinander, aber insbesondere auch mit dem Bund, sehr sinnvoll ist. Der kurze Weg zum passenden und informierten Ansprechpartner erleichtert daher an sich bereits die tägliche Arbeit. Über regelmäßige Meetings sind alle Partner im Austausch und kennen die Drohnen-Ökosysteme in den anderen Regionen. Auch dies bringt Impulse und Ideen für die eigene Region und für die Anbahnung von überregionalen Projekten.




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