Unbemannte Hybridkonstruktion
Die Zustandskontrolle weitläufiger Schienennetze per unbemannter Flugsysteme ist Gegenstand von Konzepten wie beispielsweise dem des Projekts FreeRail (wir berichteten). Doch nicht nur zur Vegetationskontrolle entlang von Bahntrassen, auch zur Inspektion der Gleise und Weichen können Drohnen eingesetzt werden. Mit interessanten Vorteilen gegenüber klassischen Methoden, wie das Konzept der Staaker BG-300 Railway Drone beweist, das Nordic Unmanned kürzlich vorstellte. Eine unbemannte Hybridkonstruktion aus Schienenfahrzeug und Multikopter, die bei laufendem Betrieb eingesetzt und herannahenden Zügen durch die Luft ausweichen kann.
Von Jan Schönberg
Im Norden Europas hat sich eine innovative Drohnenszene etabliert, die mit spannenden Ideen und Konzepten für Aufsehen sorgen möchte. (Lese-Tipp: Nordic Drone Initiative: Die skandinavische Drone-Economy organisiert sich) Einer der europaweit aktiven Player ist der Systemintegrator Nordic Unmanned aus dem norwegischen Sandnes, der verschiedene Komplettsysteme für unterschiedliche Use Cases entwickelt. Dabei setzen Entwickler gerne auf die Drohnen von Staaker, eines UAS-Herstellers, der bereits vor einigen Jahren durch die Entwicklung einer „Follow Me“-Drohne für Outdoorsportler auf sich aufmerksam machte.
Wasserstoff-Brennstoffzelle an Bord
Die Idee hinter der Staaker BG-300 Railway Drone ist es, die Optionen für die Gleiskontrolle zu erweitern. Denn klassische Methoden sind nicht nur personalintensiv und mit gewissen Risiken behaftet. Sie können zudem nicht immer während des laufenden Betriebs genutzt werden, da die inspizierte Gleisabschnitte für den Zugverkehr gesperrt werden müssen. Die Lösung: eine unbemannte Hybridkonstruktion, die automatisiert auf den Schienen unterwegs ist und dabei Gleise und Weichen mit speziellen Sensoren auf mögliche Schäden untersucht. Nach Angaben von Nordic Unmanned können eine Betriebszeit von bis zu sieben Stunden und eine Reichweite von 200 Kilometern realisiert werden. Möglich macht dies eine Wasserstoff-Brennstoffzelle an Bord der speziellen Konstruktion.
Doch der Clou sind nicht die Räder und Sensoren für den Inspektionsbetrieb auf den Gleisen. Das Besondere ist die Fähigkeit der BG-300 Railway Drone, bei einem nahenden Zug in den Flugbetrieb zu wechseln. So hebt die unbemannte Hybridkonstruktion von den Gleisen ab, fliegt zur Seite und lässt den Zug passieren. Ist die Strecke wieder frei landet die Drohne automatisch wieder an der Stelle, an der die Kontrollfahrt unterbrochen wurde und setzt die Gleisinspektion fort. Nordic Unmanned plant, bereits in der ersten Hälfte des kommenden Jahres einsatzbereite Systeme anbieten zu können. Inwiefern Stromleitungen Stromleitungen über den Gleisen dabei berücksichtigt werden können und wie weit sich die Drohne gegebenenfalls entfernen muss, um nicht vom Fahrtwind der vorbeifahrenden Züge erfasst zu werden, wird sicher Gegenstand genauer Prüfungen der Regulierungsbehörden im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens sein. Ein spannendes Konzept – insbesondere für abgelegene Streckenabschnitte – ist die BG-300 Railway Drone jedoch allemal.
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Fotos: Nordic Unmanned