Nachgefragt bei Markus May (Airbus) und Jan-Eric Putze (Droniq)

„Mehr als ein bisschen Werbung für Lufttaxis“

In der kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellten Air Mobility Initiative (AMI) haben sich bedeutende Player aus Industrie, Forschung und Verwaltung zusammengetan, um einen gemeinsamen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des elektrischen Luftverkehrs zu leisten. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem Airbus, Droniq, die Deutsche Bahn, die Deutsche Flugsicherung, Diehl Aerospace, der Flughafen München, Skyports, die Stadt Ingolstadt und die Telekom. In einem ersten Schritt wollen die AMI-Partner nach eigenen Angaben die technologischen, infrastrukturellen, rechtlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für den zukünftigen städtischen Luftverkehr angehen. Zu den entscheidenden Größen sämtlicher Urban Air Mobility-Konzepte gehören unbemannte Systeme, weshalb die Drone-Economy das Ganze natürlich mit Interesse beobachten dürfte. Doch was konkret hat die AMI vor? Und welche Rolle spielt das europäische U-space-Konzept dabei? Drones fragt nach bei Markus May, Geschäftsführer Airbus Urban Mobility, und Droniq-CEO Jan-Eric Putze.

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Drones: Der Bund und das Land Bayern fördern die AMI mit Millionenbeträgen, mit den Eigenmitteln aus der Industrie stehen für die kommenden drei Jahre 86 Millionen Euro zur Verfügung: Was haben Sie denn mit dem ganzen Geld konkret vor?  

Markus May: Wir haben eine ganze Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten definiert, die wir mit diesen Mitteln vorantreiben wollen. Es geht schließlich darum, eine ganz neue Form von Mobilität so einzuführen, dass sie sicher, wirtschaftlich erfolgreich und gesellschaftlich akzeptiert ist. Da bedarf es der gemeinsamen Anstrengung vieler Partner mit ganz unterschiedlichem Profil.

Die AMI möchte die Grundlagen für den elektrischen Luftverkehr der Zukunft schaffen. Mit Blick auf den U-space haben Sie jedoch schon mehrfach betont, bereits startklar zu sein. Sind Sie ihren Projektpartnern also schon den einen oder anderen Schritt voraus, Herr Putze? 

Jan-Eric Putze: Mit dem U-space-Reallabor Hamburg haben wir wertvolle Erfahrungen gemacht. Das gilt sowohl für die Entwicklung eines U-space als auch mit Blick darauf, den hier stattfindenden Drohnenverkehr als U-space Service Provider effizient und für alle Beteiligten sicher zu koordinieren. Dadurch haben wir einen Wissensvorsprung. Wir wissen, auf was man bei der Entwicklung eines U-space achten muss und wo mögliche Stolpersteine liegen. Dieses Wissen wollen wir im Rahmen von AMI nutzen, um das Thema U-space gemeinsam mit den weiteren Partnern der Initiative zügig voranzutreiben.

Rund um das Airbus-Testgelände in Manching soll ein U-space-Testgebiet entstehen. Wann wird es soweit sein und inwiefern wird sich dieses vom Reallabor in Hamburg unterscheiden? 

Jan-Eric Putze: Die Arbeiten für die Implementierung des U-space haben bereits begonnen. Aktuell arbeiten wir unter anderem daran, den Zuschnitt sowie die räumliche Ausdehnung festzulegen. Ferner wird bereits jetzt ein Betriebskonzept entwickelt und es werden Kommunikationsschnittstellen zu allen Beteiligten aufgebaut, die in den Betrieb des U-space involviert sind. Ziel ist es, dass der U-space Ende Sommer beziehungsweise Anfang Herbst 2023 in Betrieb gehen soll. Verglichen mit dem Reallabor Hamburg wird der U-space in Bayern deutlich länger im Betrieb sein, mindestens bis Ende 2024. Wir werden entsprechend wesentlich mehr Flugverkehr haben als in Hamburg, was auch bei der Innovationsgewinnung ein enormer Vorteil ist. Darüber hinaus ist der U-space in dieser Zeit offen für weiteren Drohnenverkehr – vorausgesetzt, dieser erfüllt die entsprechenden Anforderungen. 

Das Gemeinschaftsprojekt AMI teilt sich in die drei Hauptthemen „elektrisches Luftfahrzeug“, „Luftverkehrsmanagement“ sowie „Vertiport“ auf. Fehlt da nicht das Kernthema „Akzeptanz“?

Markus May: Das Thema Akzeptanz ist in der Tat ein Kernthema, und es ist überall dabei. Die Arbeitsbereiche sind zwar technisch definiert, aber uns ist klar, dass die neue Mobilitätsform ohne Akzeptanz nicht abheben wird. Dabei geht es um mehr als nur um ein bisschen Werbung für Lufttaxis. Wir müssen sicherstellen, dass zentrale Fragen wie die des Fluglärms schon bei der Entwicklung berücksichtigt werden. 

Mit dem Airbus-Konzern als treibender Kraft der Air Mobility Initiative dürfte vor allem das Thema Personentransport – Stichwort CityAirbus NextGen – im Fokus stehen. Wie konkret kann die Drone-Economy, können Geschäftsmodelle mit unbemannten Drohnen von AMI profitieren? 

Markus May: Ich würde sagen, dass Geschäftsmodelle ohne einen gemeinschaftlichen Ansatz, so wie ihn die AMI darstellt, gar keine Chance haben. Es geht nicht nur darum, ein Luftfahrzeug zu entwickeln, auch wenn das natürlich ein zentraler Part ist. Es muss die gesamte Palette der technischen, rechtlichen, ökologischen, infrastrukturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen adressiert werden und genau das kann die AMI. Transport von Personen ist dabei ein wichtiger, aber bei Weitem nicht der einzige Aspekt. 

Jan-Eric Putze: Auch hier kann die Einrichtung von U-spaces eine große Hilfestellung liefern, denn diese liefern die Grundlage, dass der unbemannte Flugverkehr nicht nur sicher, sondern auch effizient, das heißt im Zusammenspiel mit der bemannten Luftfahrt stattfinden kann. Davon profitieren alle Teilnehmer der unbemannten Luftfahrt – unabhängig von ihrer Größe und unabhängig davon, ob sie nun Hersteller oder Anwender sind. Der U-space kann als Katalysator die Entwicklung von Vertiports ebenso vorantreiben wie auch den Transport- oder die Inspektion per Drohne. Selbst die bemannte Luftfahrt profitiert von diesem Element mit Blick auf das Mehr an Sicherheit, dass im U-space gegeben ist. Man könnte also sagen, dass wir im Rahmen von AMI mit dem U-Space ein ganzes Ökosystem schaffen, von dem die Drohnen-Community profitiert.

Lese-Tipp

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