Im Gleichschritt
Global betrachtet streitet eine ganze Reihe an Unternehmen um künftige Anteile am potentiell lukrativen Passagierdrohnen-Markt. Aus nationaler Perspektive konzentriert sich die öffentliche Wahrnehmung jedoch häufig auf das „Duell“ zwischen Volocopter und Lilium. Allen Unterschieden der beiden Unternehmen und ihrer Technologien zum Trotz. Dank spannender Entwicklungen sorgten die beiden deutschen Flugtaxi-Pioniere in den vergangenen Wochen und Monaten fast im Gleichschritt für Schlagzeilen. Mit überraschenden Parallelen.
Von Jan Schönberg
Ende vergangenen Jahres sorgte ein Bericht des Manager Magazins für Aufsehen, wonach die Volocopter-Führungsspitze aufgrund eines geplatzten Börsengangs in der Kritik stehe und ein Nachfolger für CEO Florian Reuter gesucht werde. Auf Drones-Nachfrage dementierte das Bruchsaler Unternehmen. Das Verhältnis zwischen Management und Aufsichtsgremien sei exzellent, teilte man kurz vor Weihnachten mit. Gut drei Monate später war es dann aber doch soweit und Dirk Hocke wurde als künftiger CEO und Geschäftsführer vorgestellt. Der ehemalige Chief Executive Officer von Airbus Defence & Space folgt ab September 2022 auf Florian Reuter, der Volocopter seit 2015 entscheidend geprägt hatte. Durch seine Stationen bei Airbus und Siemens kann Dirk Hoke in seiner Vita auf einige Erfahrung in der Führung von großen Technologieunternehmen verweisen und war insbesondere in den Bereichen Transformation und Digitalisierung erfolgreich, wie Volocopter in einer Pressemitteilung im März diesen Jahres betonte.
Alte Bekannte
Auch gut 220 Kilometer südöstlich von Bruchsal stehen Veränderungen an der Firmenspitze an. Bei Lilium wird sich Mitgründer und CEO Daniel Wiegand künftig auf den Job als „Chief Engineer for Innovation and Future Programs“ konzentrieren und sich zudem als Mitglied des Verwaltungsrats in die künftige Ausrichtung des börsennotierten Unternehmens einbringen. Interessante Parallele zu Volocopter: Im bayerischen Wessling ist man bei der Suche nach einem neuen CEO ebenfalls bei Airbus fündig geworden. Mit Claus Roewe wechselt ab August ein erfahrener Luftfahrtmanager auf den Chefsessel bei Lilium. In seinen knapp 30 Jahren bei Airbus verantwortete der 58-Jährige unter anderem die erfolgreiche A320-Baureihe und ist seinem früheren Chef Tom Enders offenbar in guter Erinnerung geblieben. Der einstige Airbus-CEO ist Vorsitzender des Lilium-Aufsichtsrats und war somit maßgeblich an der Verpflichtung Roewes beteiligt.
Doch nicht nur personell, auch technisch konnte Lilium Neues vermelden. So teilte man Ende Mai mit, dass der Technologie-Demonstrator Phönix 2 die sogenannte Transition erfolgreich gemeistert habe. Dabei handelt es sich um den Übergang zwischen dem senkrechten Start- und Landeflug und dem horizontalen Flächenflug. Aufgrund der Antriebsauslegung des Lilium-Jets eine genauso komplexe wie entscheidende Herausforderung auf dem Weg zur Marktreife des mehrsitzigen, vollelektrisch angetriebenen Fluggeräts. Und ein Problem, für dessen fehlende Lösung das Unternehmen in der Vergangenheit viel Kritik einstecken und sich skeptischen Nachfragen bezüglich der tatsächlichen Flugfähigkeit des Lilium Jets stellen musste.
Erprobungsphase
Ebenfalls erfolgreiche Testflüge vermeldete fast zeitgleich Volocopter. Nach dem Flugtaxi VoloCity und dem Cargo-UAS VoloDrone haben die Entwickler nun auch mit dem viersitzigen VoloConnect (Foto) für den Regionalverkehr über Distanzen von gut 100 Kilometer die praktische Erprobungsphase begonnen. Während die kommerzielle Markteinführung des VoloConnect für 2026 geplant ist, soll der VoloCity bereits 2024 abheben. Voraussichtlich im Kontext der Olympischen Spiele in Paris.
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