Fliegender Händler
Nicht nur die medizinische Versorgung oder das kulturelle Angebot können in ländlichen Regionen problematisch sein, wenn man nicht per Pkw, Fahrrad oder ÖPNV überall dahin kommt, wohin man möchte. Auch Dinge des täglichen Bedarfs sind da schon einmal schwer zu bekommen. Wohl dem, der im Zweifel auf den Service "fliegender Händler" zurückgreifen kann. Mit dem Projekt „DroLEx – Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung“ soll nun erprobt werden, inwiefern ein kombinierter On-Demand-Transport von Gebrauchsgütern sinnvoll Abhilfe schaffen könnte.
Von Jan Schönberg
Im Rahmen des Pilotprojekts „DroLEx – Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung“ sollen Güter des täglichen Bedarfs per Wingcopter von einem Mittelzentrum in umliegende kleinere Ortsteile geflogen und dort per E-Lastenrad an private Endkunden zugestellt werden. Ziel ist es, die schnelle und zuverlässige Auslieferung von Lebensmitteln und anderen Gebrauchsgütern in ländliche Gebiete zu erproben und so die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Das Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt UAS evaluiert die Projektumsetzung aus ökonomischer sowie ökologischer Sicht und entwickelt im Erfolgsfall ein nachhaltiges und beliebig skalierbares Geschäftsmodell.
Erweitertes Einzugsgebiet
Vor allem regionale Einzelhändler auf dem Land können aus wirtschaftlichen Gründen häufig keinen eigenen Lieferservice anbieten. Durch die Auslieferung per Wingcopter könnten die Händler ihr Kundeneinzugsgebiet gegebenenfalls deutlich vergrößern, da aufgrund der Reichweite, Geschwindigkeit und Zuladungsmöglichkeiten der eingesetzten Drohnen auch schnelle Lieferungen in abgelegenere Gebiete möglich sind. Die Zustellung per batteriebetriebenem Wingcopter und E-Lastenrad ist zudem emissionsfrei, was im Vergleich zum ausschließlich straßengebundenen Transport erhebliche ökologische Vorteile mit sich bringt.
Das auf 12 Monate angelegte Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Förderrichtlinie „Innovative Luftmobilität“ mit knapp 500.000,– Euro gefördert und ist auf zwölf Monate angelegt. Geplanter Start der ersten Flüge im Süden Hessens ist im Frühjahr 2023. „In vielen ländlichen Gegenden sind die Einkaufsmöglichkeiten heute durch die Schließung kleiner, lokaler Läden stark eingeschränkt. Wir erwarten, dass sich die Versorgung durch den Einsatz von Lieferdrohnen wieder verbessern lässt“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke. „Aus sozialökonomischer Sicht kommt diese Art der Belieferung vor allem Menschen ohne eigenem Auto und mobilitätseingeschränkten Personen wie zum Beispiel älteren Menschen entgegen. Zudem können sich durch die alternative Transportmöglichkeit wirtschaftliche und ökologische Vorteile für die beteiligten Partner ergeben.“
Bedarf bedienen
Beim Darmstädter Startup Wingcopter, das bereits in verschiedenen Teilen der Welt Erfahrungen mit UAS-basierten Lieferprojekten sammeln konnte, sieht man dem Projekt vor der eigenen Haustür ebenfalls mit einigen Erwartungen entgegen. „Drohnenanwendungen werden sich dort durchsetzen, wo sie einen echten Bedarf bedienen und Leben verbessern. Bei unseren medizinischen Lieferprojekten in Afrika und anderen Teilen der Welt ist dies eindeutig der Fall“, sagt Selina Herzog, Head of Service Solution Design and Planning bei Wingcopter. „Wir sind aber überzeugt, dass ,Drone Delivery as a Service‘-Angebote auch in ländlichen Gebieten Deutschlands einen echten Nutzen für viele Menschen haben. Wir freuen uns, diesen Anwendungsfall nun über einen längeren Zeitraum evaluieren zu können.”
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