An der langen Leine
Egal ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft: Die maximale Reichweite beziehungsweise Einsatzdauer mit einer Akkuladung ist bislang der größte limitierende Faktor für elektrisch betriebene Verkehrsträger. Kabelgebundene Flugsysteme versprechen hier zumindest für lokale Anwendungen Abhilfe, sind dann aber häufig in der Nutzlast begrenzt. Doch das Münchener Startup EFT Mobility schickt sich nun an, dies mit einem Tethering-System für Schwerlastdrohnen zu ändern.
Von Jan Schönberg
Zu ihren Kunden gehören unter anderem bekannte Namen wie Quantum Systems oder Leonardo. Ihr Ziel ist es, die Transformation hin zu einer nachhaltigen Mobilität mitzugestalten. Und mit dem EFT-Hybrid-1x haben sie einen hybrid-elektrischen Antrieb für Drohnen entwickelt, der besonders lange Flugzeiten ermöglichen soll. Keine schlechte Bilanz nach gerade einmal etwas mehr als vier Jahren Unternehmensgeschichte. 2019 als Electric Flytrain gegründet, folgte im vergangenen Jahr die Umbenennung in EFT Mobility. Damit trug man zum einen der wachsenden Nachfrage von außerhalb des Luftfahrtsektors Rechnung. Zum anderen wurde der eigene Anspruch unterstrichen, die Elektromobilität in den unterschiedlichen Verkehrssektoren mitzugestalten. Kein Wunder, schließlich können die Gründer Simon Rudolph (BMW) und Tobias Kahnert (Tesla) bereits auf berufliche Erfahrungen in der Automobilindustrie verweisen. Der Dritte im Bunde, Jonas Frauser, hatte zuvor bei der Blickfeld GmbH Erfahrungen gesammelt. Das Startup entwickelt LiDAR-Technologie und Perzeptionssoftware
Weltrekord
Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit liegt bei EFT darauf, Antriebstechnik für Drohnen mit einer vergleichsweise großen Abflugmasse zu entwickeln, um Flugzeiten und Reichweiten zu erhöhen. Oder – wie im Fall der Griff G60 Tether von Griff Aviation – die potenzielle Nutzlast und Flughöhe eines kabelgebundenen UAS zu erhöhen. Zusammen mit dem norwegischen UAS-Hersteller Griff Aviation hat man zuletzt nach eigenen Angaben einen Weltrekord für den Flug mit einer Tether Drohne mit der höchsten Nutzlast aufgestellt. Die G60 verfügt über ein MTOW (Maximum Take-off Weight) von 150 Kilogramm, die Nutzlast beträgt dabei bis zu 60 Kilogramm. Beim Rekordflug erreichte die Drohne eine Flughöhe von 100 Meter, in der sie aufgrund der Kabelverbindung zum Boden stabil und über einen großen Zeitraum eingesetzt werden kann. Zum Beispiel, um Übersichtsaufnahmen von einem großen Areal zu liefern oder einen 5G-Daten-Router zu transportieren, mit dem über mehrere Kilometer hinweg eine temporäre Internetversorgung bereitgestellt werden kann.
Was sich in der Theorie zunächst einmal recht einfach anhört – Stromkabel an die Drohne, Drohne in die Luft – ist in Wahrheit eine komplexe Angelegenheit. So beträgt alleine das Gewicht eines 100 Meter langen Kabels, das geeignet ist, den erforderlichen Energieschluss herzustellen, etwa 30 Kilogramm. Was zumindest mit Blick auf die mögliche Payload des eingesetzten Fluggeräts zu beachten ist. Aber auch die Stromversorgung selbst ist alles andere als trivial.
Dreistufige Architektur
Daher wurde bei EFT eine dreistufige Systemarchitektur entwickelt, die sämtliche Prozesse zwischen Energiequelle und „Verbraucher“ abdeckt. In der Bodenstation wird Dreiphasen-Wechselstrom in Hochvolt-Gleichstrom umgewandelt. Das Kabelsystem dient zum einen zur Energieübertragung, stellt zum anderen aber auch die Kommunikationsverbindung zwischen Bodenstation und UAS dar. Die dritte Stufe des Systems ist die Gleichstromumwandlung von Hochvolt zu Niedervolt, die direkt in der Drohne erfolgt. Diese und andere Aufgaben erledigt eine speziell entwickelte Energie-Management-Einheit (EMU). Damit das Fluggerät selbst im Fall eines Stromausfalls nicht wie ein Stein vom Himmel fällt, verfügt die Drohne über einen Sicherheitsakku, der ausreichend Energie für eine sichere Landung bereithält.
Mit solchen und anderen Projekten schickt sich das 15-köpfige Team von EFT Mobility an, auch über den europäischen Markt hinaus Bekanntheit und Kunden zu erlangen. So hat man bereits erste Kunden in den USA und Kanada gewinnen können, weitere sollen hier und natürlich auch darüber hinaus folgen. Diese mit dem Gesamtpaket aus individueller Elektronik- und Softwareentwicklung sowie der Konzeptionierung und Realisierung von Hardwarekomponenten von der Idee bis zur Umsetzung von Projekten zu begleiten, ist Kern des ganzheitlichen Angebots. Ein Angebot, mit dem – so die Vision der EFT-Gründer – von München aus die nachhaltige Mobilität weltweit mitgestaltet werden soll.
Fotos: EFT Mobility