Autonomes Fahren in die Luft bringen
Autonome Mobilität ist ein wichtiger Teilbereich für die Entwicklung des künftigen Verkehrssektors. Insbesondere mit Blick auf das autonome Fahren ist das Thema bereits eine ganze Weile in der Diskussion. Aber auch am Himmel könnten sich künftig verstärkt Systeme begegnen, deren Steuerung zum Teil oder auch vollständig auf „Künstlicher Intelligenz“ beruht. Wenn es nach den Machern von Spleenlab geht, dann ist der Weg dahin klar. Autonomes Fahren in die Luft bringen, das ist die Mission des Startups aus Saalburg-Ebersdorf. Doch welche Rolle spielt dabei KI? Und was ist das eigentlich ganz konkret? Antworten auf Fragen wie diese hat Sebastian Süß, einer der drei Unternehmensgründer und Head of Marketing & Communications von Spleenlab. Drones fragt nach.
Von Jan Schönberg
Drones: Künstliche Intelligenz wird ja manchmal mit etwas Argwohn betrachtet. Vielleicht auch, weil sich da viele Vorbehalte mit Vorurteilen und fehlender Detailkenntnis mischen. Was genau ist „Künstliche Intelligenz“ eigentlich?
Sebastian Süß: Künstliche Intelligenz wird heute sehr schnell und manchmal auch falsch verwendet. Im Grunde ist es als ein Oberbegriff zu verstehen. Er vereint verschiedenen Kategorien unter sich. So zum Beispiel das Machine Learning und das sogenannte Deep Learning. Beides Felder, in denen wir uns bewegen. Darunter versteht man die Nachbildung neuronaler Netze als Entscheidungsstrukturen für Maschinen, in unserem Fall Fluggeräte. Wichtig ist zu verstehen, dass eine KI lernen muss. Also trainiert und nicht programmiert wird. Nur durch dieses Training kann sie am Ende auch wirklich Entscheidungen treffen. Es ist ein wenig wie mit einem Kind, dass durch Lernen und Training immer mehr Wissen erlangt und anwenden kann. Dabei kommt es natürlich auf die Daten an, mit denen man trainiert. Je besser die Daten, desto besser die Ergebnisse.
Manche Menschen treibt die Sorge um, intelligente Maschinen irgendwann zur unkontrollierbaren Gefahr werden könnten. Ist da was dran?
Die Angst vor diesem Thema wollen wir den Menschen natürlich nehmen. Der Weg bis zu dem Punkt, an dem eine Künstliche Intelligenz wie ein Mensch “denkt” und “handelt” ist gerade im Fliegen noch weit und wird strengen Regularien unterworfen. Aber schon jetzt kann der Einsatz von KI die Sicherheit weiter erhöhen, da menschliche Fehler immer weiter vermieden werden können. Bisher und auch in nächster Zeit wird es auch so sein, dass der Mensch weiterhin die oberste Kontrollinstanz bleiben wird. Wir arbeiten aber daran, dass auch dies eines Tages nicht mehr zwingend notwendig sein muss.
Algorithmen, die zu eigenständigen Entscheidungen durch Fahrzeuge führen, sind ethisch umstritten. Welche Rolle spielen Abwägungsfragen wie beispielsweise die, welches „Ziel“ im Fall einer unvermeidbaren Kollision „priorisiert“ wird, in Ihrer Entwicklungsarbeit?
Natürlich spielen solche Überlegungen eine Rolle. Nehmen wir allein das Erkennen einer sicheren Landezone. Hier können viele unerwartete Dinge passieren. Fahrzeuge die plötzlich auftauchen, Passanten die ungeplant in den Bereich laufen. Wir versuchen bereits durch eine intelligente Auswahl im Vorfeld solche unvorhergesehenen Probleme auszuschließen und genügend Alternativen zur Verfügung zu haben. Auch bei der Vermeidung einer Kollision in der Luft spielen diese Überlegungen eine Rolle. Wir geben dem Fluggerät hier die Möglichkeit zwischen verschiedenen Optionen zu wählen. Ausweichen, Notfalllandung oder einfaches Warten.
Welche Möglichkeiten bietet die KI-Technologie – aktuell und in der Zukunft – für die Drone-Economy?
Aus unserer Sicht wird sie in vielen Bereichen entscheidend sein. Sowohl für den wirtschaftlichen Erfolg als auch für die Sicherheit. Denn zum einen nimmt sie den Piloten aus der Gleichung, der in der Ausbildung sowie im Geschäftsbetrieb Geld kostet und im Falle eines Air Taxis auch einen Platz für einen zahlenden Passagier besetzt. Bei der automatisierten Befliegung außerhalb der Sicht wird KI sowohl für den Flug als auch für die Datenaufnahme entscheidend sein. Die Daten die wir heute schon aufnehmen, können wir je nach Kundenwunsch direkt während des Fluges bereits interpretiert ausspielen. So können Störungen sofort erkannt und darauf reagiert werden. Das ist vor allem in Bereichen wichtig, wo Zeit ein entscheidender Faktor ist. Egal ob auf Bahngleisen, Industrieanlagen oder neuralgischen Baustellen.
Neben Technik für Drohnenanwendungen beschäftigen Sie sich ja beispielsweise auch mit dem autonomen Fahren, einem potenziell noch größeren Markt als dem für unbemannte Luftfahrzeuge. Was ist das Hauptstandbein von Spleenlab?
Ein Großteil unseres Knowhows entstammt unseren beruflichen Erfahrungen aus dem autonomen Fahren. Dies ist ein großer Vorteil, da es hier weit mehr Erfahrungswerte zum Einsatz von KI gibt und wir dieses Wissen nutzen und in die Luft übertragen. Wir sehen unser Hauptstandbein daher klar im Fliegen. Nichtsdestotrotz sind sowohl unsere Software-Produkte als auch unserer kombinierten Hardware-Software-Angebote mit wenig Aufwand auch für Kunden aus anderen Branchen nutzbar. Egal ob Auto, Truck oder Bodenroboter. Auch der Einsatz auf dem Wasser ist möglich.
Lese-Tipp: Ein ausführliches Firmenporträt über Spleenlab lesen Sie in Ausgabe 3/2021 von Drones, dem Magazin für die Drone-Economy. Heft verpasst? Kein Problem. Diese und alle weiteren verfügbaren Ausgaben können Sie im Magazin-Shop unter www.drones-magazin.de/shop nachbestellen.