Defibrillator an Bord
Abseits urbaner Gebiete die Erstversorgung bei einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand optimieren: Das ist das Ziel der „Mission Pulse“. Seit etwa einem Jahr stellt sich die studentische Initiative Horyzn an der Technischen Universität München (TUM) dieser Aufgabe. Mit einigem Erfolg. So wurde beispielsweise eine Kooperationsvereinbarung mit dem Volkswagenkonzern auf den Weg gebracht. Und in dieser Woche wurde „Frankenstein“ vorgestellt, der Prototyp einer 3x2 Meter großen Lebensrettungsdrohne mit Defibrillator an Bord.
Von Jan Schönberg
Jährlich erleiden nach Angaben der Horyzn-Verantwortlichen etwa 75.000 Menschen einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. Die Überlebensrate: gerade einmal 11%. Dabei ist die Zeit der gefährlichste Gegner. Je schneller Hilfe durch Herzdruckmassage oder einen rettenden Defibrillator-Schock eintrifft, desto höher die Chancen, das Ganze zu überleben. Hier kann – insbesondere in dünner besiedelten Gebieten – ein per Drohne zugestellter Defibrillator die entscheidende Zeitersparnis liefern, um Ersthelfern das nötige Equipment an die Hand zu geben. Denn hier sind die Zeitunterschiede zwischen dem Eintreffen eines klassischen Rettungswagens und einer „Lieferdrohne“ oft besonders eklatant. Schließlich geht es im Wortsinne um jede Sekunde. Nach Horyzn-Angaben liegt die durchschnittliche Hilfsfrist bis zur Abgabe des potenziell rettenden Elektroschocks bei einem Rettungswageneinsatz bei etwa 9 Minuten. Zu lange für fast 90% der Patientinnen und Patienten. Per Drohne soll die Zeit auf etwa 4 Minuten halbiert werden können, was zu einer Verdreifachung der Überlebensrate von aktuell 11% auf 34% führen könnte.
Überlebenschancen erhöhen
Die für diesen Zweck gebaute Starrflügler-Drohne „Frankenstein“ kann mit einem Defibrillator an Bord auch an Orte gelangen, die mit Krankenwagen schwer oder gar nicht zu erreichen sind. Sobald die Drohne an den Koordinaten des gemeldeten medizinischen Notfalls eintrifft, geht sie in den Schwebeflug über und lässt an Seilen den Defibrillator herunter. Dieser kann auch von medizinischen Laien einfach bedient werden und die Überlebenschance der betroffenen Person deutlich erhöhen. Die technischen Funktionen demonstrierte das Horyzn-Team bei einer Flugvorführung am Sitz der TUM-Fakultät Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie in Ottobrunn. Gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz wurde ein Einsatz simuliert und der Prototyp der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben dem Präsidenten der TUM, Prof. Thomas F. Hofmann nahmen unter anderem auch Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler an der Vorführung teil. Die erfolgreiche Demonstration dürfte den Studentinnen und Studenten Rückenwind und einen neuerlichen Motivationsschub geben. Denn noch ist eine Menge zu tun, ehe wie geplant Ende 2022 der Entwicklungsprozess abgeschlossen ist.
Foto: Andreas Heddergott/TUM
Lese-Tipp
Einen ausführlichen Beitrag über die Initiative Horyzn und deren „Mission Pulse“ lesen Sie in Drones 3/2021. Sie haben das Heft verpasst? Kein Problem. Diese und alle weiteren noch erhältlichen Ausgaben des Magazins für die Drone-Economy können unter www.drones-magazin.de/shop nachbestellt werden.