DJI Matrice 300 RTK und Zenmuse H20
Gerade einmal etwas mehr als eine Woche ist es her, dass DJI mit der Mavic Air 2 eine neue Kameradrohne vorgestellt hat (wir berichteten), da präsentiert der Marktführer weitere interessante Neuheiten: die Drohnenplattform Matrice 300 RTK und die Multi-Sensor-Kameraserie Zenmuse H20 sollen laut Hersteller ganz neue Möglichkeiten für den kommerziellen Multikopter-Einsatz bieten.
Von Jan Schönberg
Neben den bereits von den anderen Mitgliedern der Matrice-Familie bekannten Kernmerkmalen soll die neue Drohne mit speziellen Features für Anwendungen in Inspektion und Mapping sowie für BOS-Einsätze punkten. Insbesondere mit Blick auf staatliche Stellen betont DJI die Datensicherheit des OcuSync-Enterprise-Übertragungssystems. Die AES-256-Verschlüsselung zur sicheren Datenübertragung (Command & Control-Uplink, Video-Downlink) ist beispielsweise in den USA für staatliche Dokumente mit höchstem Geheimhaltungsgrad zugelassen. Das wetterfeste Gehäuse (IP45) und die Tatsache, dass die Matrice 300 RTK bis zu drei Nutzlasten gleichzeitig unterstützt, sollen ein möglichst breites Einsatzspektrum eröffnen. Die Tragfähigkeit wird mit bis zu 2,7 Kilogramm angegeben. Zusätzlich verfügt die Profi-Drohne über erweiterte KI-Funktionen, ein Positions- und Hinderniserkennungssystem (sechs Richtungen), ein UAV-Status- und Managementsystem sowie eine mit bis zu 55 Minuten angegebene Flugzeit, die aber eher einem theoretischen Maximalwert entsprechen und je nach Umgebungsbedingungen und Nutzlastkonfiguration in der Praxis abweichen dürfte.
Insgesamt legte man bei DJI spürbar Wert darauf, durch technische Ausstattungsmerkmale die Betriebssicherheit zu erhöhen. So ist AirSense (ADS-B-Technologie) serienmäßig an Bord – anders als bei der Mavic Air 2 bereits ab Lieferbeginn auch in Europa. Kollisionsschutzleuchten sorgen für eine verbesserte Sichtbarkeit der Drohne, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Die Positions- und Hinderniserkennung bietet eine maximale Erfassungsreichweite von bis zu 40 Meter horizontal und Optionen zur Anpassung des Erkennungsverhaltens in der DJI-Pilot-App. Angelehnt an moderne Flugzeugtechnologie verfügt die Matrice 300 RTK über ein so genanntes Primary Flight Display (PFD), das Flug- und Navigationsdaten in Echtzeit in einem integrierten Monitor zusammenführt. Neben Standard-Telemetriedaten liefert es während des Flugs Daten zur Visualisierung von sich in der Nähe befindlichen Hindernissen, sodass Piloten bei Bedarf die Flugbahn anpassen können. Des Weiteren gibt es den so genannten Advanced Operator Mode, im Grunde einer Art Lehrer-Schüler-System, das zwei Piloten gleichzeitig Zugriff auf die Steuerungsfunktionen ermöglicht. Neben dem Sicherheits- und Redundanzaspekt ist dieses Feature natürlich auch mit Blick auf die Pilotenausbildung interessant, die gerade in größeren Unternehmen zukünftig von wachsender Bedeutung sein wird.
Ein wenig im Schatten der neuen Drohnenplattform segelt die ebenfalls heute neu vorgestellte Zenmuse H20-Serie, ein Multikamerasystem, mit dessen Hilfe wesentliche Software-Highlight der Matrice 300 RTK überhaupt erst nutzbar werden. Die Zenmuse H20 wird in zwei Varianten zur Verfügung stehen. Zum Einen als H20, die über einen Dreifach-Sensor verfügt: optische 20-Megapixel-Kamera, 23-fach-Hybrid-Zoomkamera, 12-Megapixel-Weitwinkelkamera. Dazu kommt ein Laser-Entfernungsmesser für Distanzen ab 3 bis zu maximal 1.200 Meter. Die zweite Variante hört auf den Namen H20T und ist mit einem Quad-Sensor ausgestattet. Daher verfügt diese Kamera neben allen Merkmalen der H20 zusätzlich über eine radiometrische Wärmebildkamera (640 x 512, 30 fps). Mit Hilfe von so genannten One-Click Aufnahmen können mit H20 und H20T Videos oder Fotos mit bis zu drei Kameras gleichzeitig aufgenommen werden, ohne manuell zwischen den Kameraansichten wechseln oder einen Einsatz wiederholen zu müssen. Gerade mit Blick auf die Betriebsdauer und zeitkritische Einsätze ein praktisches Feature.
Zu den technischen Optionen, die nur in Kombination mit der Zenmuse H20 nutzbar sind, gehört das so genannte PinPoint. Eine Funktion, mit der Nutzer ein Objekt markieren und die genauen Standortdaten in Echtzeit weitergeben können. Per „Smart Track“ können Piloten ein sich bewegendes Objekt auch in großen Entfernungen automatisch erkennen und verfolgen, was insbesondere im BOS-Einsatz sinnvoll sein kann. Weitere Funktionen wurden konzipiert, um routinemäßige Datenerfassungseinsätze wie Inspektionen von Stromleitungen, Eisenbahnlinien oder Pipelines zu vereinfachen. Beispielsweise die „AI-Spot Check Funktion“, die die Datenerfassung stets von genau demselben Ort aus ermöglicht und die Präzision automatisierter Missionen erhöhen soll. Nachdem die Fotos während eines Wegpunkt-Demo-Flugs aufgezeichnet wurden, können die Nutzer ein bestimmtes Motiv markieren. Auf den nachfolgenden automatisierten Flügen führen KI-Algorithmen einen Abgleich zwischen dem markierten Motiv und der aktuellen Live-Ansicht durch, sodass die Kamera automatisch neu ausgerichtet wird.
DJI M300 RTK und H20-Serie sind ab sofort vorbestellbar, der Versand soll im zweiten Quartal 2020 starten. Details zu Lieferzeiten und Preisen sind über den Fachhandel zu erfragen. Wer mehr über die neuen DJI-Produkte erfahren möchte, dem sei ein Webinar des Herstellers am 14. Mai ans Herz gelegt: zum Webinar
Foto: DJI