Drohnen in der Transportlogistik
Der Einsatz von unbemannten Systemen zum schnellen Transport zeitkritischer Waren ist auf dem besten Weg, sich auch im urbanen Umfeld einen Platz im Alltag zu erobern. Zumindest wenn es um die Beförderung kleinerer Gegenstände geht. Doch auch im Bereich Frachtdrohnen tut sich was, wie Meldungen rund um die Logistik-Riesen Hellmann und DB Schenker beweisen. Geht es nach den beiden Unternehmen, könnten schon in näherer Zukunft Drohnen in der Transportlogistik eingesetzt werden.
Von Jan Schönberg
Bereits Ende April hatte die Meldung die Runde gemacht, dass das Unternehmen Dronamics am Aufbau eines europäischen Transportdrohnen-Netzwerks arbeite. An 38 Airports in zwölf europäischen Ländern – darunter die deutschen Standorte Rostock-Laage, Paderborn und Weeze – sollen die unbemannten Fluggeräte des Typs “Black Swan“ stationiert werden, um einen länderübergreifenden Einsatz von Drohnen in der Transportlogistik zu etablieren. Laut Hersteller Dronamics können die Black Swans – Spannweite 16 Meter – maximal 350 Kilogramm Fracht über Strecken bis zu 2.500 Kilometer transportieren.
Europa als Testregion
Gemeinsam mit dem global tätigen Logistikdienstleister Hellmann Worldwide Logistics möchte Dronamics bereits im kommenden Jahr erste länderübergreifende Transporte von zeitkritischen Waren als On-Demand-Versandlösung anbieten. Aufgrund der einheitlichen Regularien im Sinne der EU-Drohnenverordnung bietet sich Europa als Testregion an. „Die Partnerschaft mit Dronamics ermöglicht es uns, unseren Kunden innovative und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Das gilt insbesondere für wachsende Marktsegmenten wie die Ersatzteillogistik und E-Commerce, aber auch für Bereiche, in denen eine lückenlose Kühlkette erforderlich ist, wie Pharma und Healthcare“, sagt Jan Kleine-Lasthues, Chief Operating Officer Airfreight bei Hellmann Worldwide Logistics.
Während Dronamics beim Aufbau des Drohnennetzwerks an die bestehende Verkehrs- und Logistikinfrastruktur von Verkehrsflughäfen andockt, soll die VoloDrone von Volocopter – Nutzlast: 200 Kilogramm; Reichweite: 40 Kilometer – vor allem auf der Kurzstrecke agieren und in bestehende Logistiknetzwerke integriert werden. In einer Machbarkeitsstudie in Kooperation mit DB Schenker und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik wurde auf dem Gelände der Messe Stuttgart erprobt, wie ein Betriebsplan für die Transportdrohne im Logistikumfeld aussehen könnte.
Sichere Standardprozesse
Dabei untersuchten die Projektpartner die Bodenprozesse für die Erfassung der Fracht und die Bewertung der Sicherheit verschiedener Güter. Daneben wurden die automatisierte Bestückung der Schwerlastdrohne durch autonome Fahrzeuge von Gideon Brothers sowie logistikspezifische Kontrollen vor dem Start getestet. Die so entwickelten Verfahren wurden erprobt und ausgewertet, um sichere Standardprozesse für die Mitarbeiter am Boden zu entwerfen. „Mit der VoloDrone erschließen wir ganz neue Möglichkeiten in der Logistik. Sie ist ein Schlüsselelement für DB Schenkers Innovations- und Nachhaltigkeitsfahrplan“, erläutert Erik Wirsing, Global Head of Innovation bei DB Schenker, das sich auch über ein größeres Investment bei Volocopter engagiert. „Die Technologie von Volocopter ist praktisch nutzbar, die Entwicklung ist immer am Kunden orientiert und hinter allem steht der unbedingte Wille, urbane Luftfahrt Realität werden zu lassen. Das zeigt: Volocopter steht an der Spitze der aufstrebenden Urban Air Mobility.”
Fotos: Volocopter/DB Schenker (2), Hellmann