ADLC gewinnt die Offshore Drone Challenge

Enges Rennen

Es war eine echte Herausforderung für alle Beteiligten. Mit der Offshore Drone Challenge (ODC) betraten nicht nur die Veranstalter – Energieversorger und Windparkbetreiber EnBW sowie das Institut für Flugsystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) – Neuland. Auch die teilnehmenden Teams mussten im Wettbewerbsverlauf einige Herausforderungen meistern. Am besten gelang dies dem Unternehmen ADLC aus Belgien, das sich im Finale knapp gegen den deutschen Teilnehmer Solectric durchsetzte.

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Die Resultate sind ermutigend – es bleibt jedoch auch noch einiges zu tun. Auf diese knappe, aber unter dem Strich doch positiven Formel könnte man die Offshore Drone Challenge zusammenfassen, die nach der offiziellen Vorstellung im Rahmen der Amsterdam Drone Week 2023 mit dem Finale im Nationalen Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme Mitte Juni 2024 ihren Abschluss fand. Der Flugplatz Cochstedt in Sachsen-Anhalt – wenngleich natürlich on- und nicht offshore – präsentierte sich als hervorragender Schauplatz für den Höhepunkt der ersten ODC-Saison, die sowohl Wettbewerb für die UAS-Industrie als auch gewissermaßen ein „Reallabor“ für das vom Bundesministerium für Wirtschaft- und Klimaschutz (BMWK) gefördert Forschungsprojekt „Upcoming Drones Windfarm“ war.

Geozone

Insbesondere die Einrichtung einer Geozone für den Betrieb von Drohnen in der „erweiterten offenen Kategorie“ war ein wesentlicher Grundstein dafür, die ODC-Wettbewerbsflüge in Cochstedt durchführen zu können. Diese ermöglichte es, UAS mit einer Abflugmasse von bis zu 800 Kilogramm in einem dafür vorgesehenen Areal ohne spezielle Genehmigung BVLOS zu betreiben. Andernfalls hätte jedes teilnehmende Team eine individuelle Betriebserlaubnis – inklusive SORA-Verfahren – erwirken müssen. Und das bei der jeweils zuständigen Luftfahrtbehörde, was bei Teilnehmenden aus verschiedenen europäischen Ländern eine komplexe Angelegenheit geworden wäre. Die gesammelten Erfahrungen mit der temporär aktiven Geozone gehören eindeutig zu den positiven Ergebnissen der Offshore Drone Challenge. Eine Aktivierung über den Juni 2024 hinaus wird derzeit geprüft und wäre eine wichtige Ausweitung der Möglichkeiten im Nationalen Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme.

Experimenteller Ansatz

Während die Rahmenbedingungen also durchaus gegeben waren, stellte die ODC so manches der teilnehmenden Unternehmen vor einige Herausforderungen. Was ja aber auch das Wesen eines Wettbewerbs darstellt und aufgrund des experimentellen Ansatzes nicht unerwartet kam. Daher hatte man den Rahmen für die Erfüllung der Gesamtaufgabe, bei der in sieben Teilschritten der Transport von Wartungsequipment in einen Offshore-Windpark demonstriert werden musste, auch bewusst flexibel gehalten. Sowohl was die eingesetzte Technik als auch was die Bewertungsmatrix angeht. Es galt also weniger, bestimmte Mindestanforderungen zu erfüllen, sondern es wurde das Erreichte belohnt. Oder anders ausgedrückt: Es wurde nicht ausschließlich die vollumfängliche Erfüllung der gestellten Aufgabe bewertet, sondern Punkte für einzelne Parameter – also beispielsweise die nachgewiesene Tragfähigkeit der Drohne oder die maximal erreichte Flugdistanz – vergeben. Schließlich war es das Ziel der Challenge, Entwicklungsstände sichtbar zu machen und neben Möglichkeiten auch aktuelle Grenzen von Produkten und Konzepten auszutesten.

So konnte es auch nicht verwundern, dass es während der Wettbewerbslaufzeit die eine oder andere Veränderung im Teilnehmerfeld gab. Statt der ursprünglich sieben zum Finale eingeladenen Unternehmen waren dann auch „nur“ vier Kontrahenten in Cochstedt vor Ort. Neben produktspezifischen sowie konzeptionellen Herausforderungen spielten bei den Absagen zum Teil auch grundsätzliche Unternehmensentscheidungen eine Rolle. Und da mit Flowcopter (Schottland) einer der anwesenden Finalisten aufgrund technischer Probleme am Boden bleiben musste, lieferten sich mit ADLC (Belgien), Solectric (Deutschland) und Stromkind (Österreich) schlussendlich drei Teilnehmer einen Wettbewerb um das beste Gesamtpaket aus Fluggerät und Technologiekonzept.

Pros & Cons

Und diese waren durchaus unterschiedlich, wie der Blick auf die eingesetzten Flugsysteme zeigt. Die Bandbreite reichte von der Drohne in Helikopter-Ausführung mit Flettner-Doppelrotor über das klassische Multikopter-Design bis zum VTOL-fähigen Flächenflieger. Keine der eingesetzten UAS-Konfigurationen und -Antriebstechnologien erwies sich jedoch mit Blick auf den in der ODC adressierten Einsatzzweck als die eindeutig beste Wahl. Jedes System konnte in Teilbereichen besonders gut punkten, zeigte im Vergleich zu den Wettbewerbern aber auch Schwächen in anderen Segmenten. Hier das beste Gesamtpaket zu finden ist eine der Herausforderungen, die sich an die erste Offshore Drone Challenge anschließen.

Des Weiteren zeigte sich, dass die Drone-Economy und viele Unternehmen an so mancher Stelle noch in Entwicklung begriffen sind. Vieles funktioniert bereits sehr gut, anderes ist noch nicht so zuverlässig, wie es sein müsste. In Anbetracht von Zeit und finanziellen Mitteln, die bislang vielerorts in die Entwicklungsarbeit innerhalb der jungen UAS-Industrie fließen konnten, keine allzu überraschende Erkenntnis. Daher konnten sich am Ende des Tages mit ADLC und Solectric, die sich ein ganz enges Rennen um den Sieg bei der ODC lieferten, Betreiber von bereits marktreifen Produkten durchsetzen. Solectric nutzte die FlyCart 30-Drohne von DJI, ADLC die PW.Orca des deutschen Herstellers Phoenix Wings. Beide lieferten sich insgesamt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Während das Modell des globalen Marktführers mit einer höheren Nutzlast punkten konnte, gab am Ende nicht zuletzt die signifikant höhere Reichweite der PW.Orca den Ausschlag für den knappen Sieg der belgischen „A Drone Logistics Company“ (ADLC).

Wichtige Impulse

Mit der Ausrichtung der Offshore Drone Challenge haben das Institut für Flugsystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie EnBW einen Prozess in Gang gesetzt, der mit Blick auf den späteren Anwendungsfall wichtige Impulse gebracht haben dürfte. Der aber auch offenbarte, dass bis zur UAS-gestützten Versorgung von Windparks auf offener See noch ein Stück Weg zu gehen ist. Mit dem Forschungsprojekt „Upcoming Drones Windfarm“, das im Frühjahr 2025 ausläuft und für das ein Folgevorhaben in Planung ist, sowie mit einer möglichen Neuauflage der ODC stehen jedoch spannende Optionen im Raum, den Prozess weiter voranzutreiben. Denn was onshore in Cochstedt gezeigt wurde, müsste natürlich beispielsweise auch unter rauen maritimen Bedingungen bestätigt werden.

Und dann könnte vielleicht die Stunde der ODC-Teilnehmer schlagen, die aktuell noch an der Entwicklung entsprechender Flugsysteme arbeiten. Denn diese, gegebenenfalls auf Teilaufgaben des gesamten Versorgungsprozesses von Offshore-Windparks hin optimierten Drohnen, könnten sich nach Erreichung eines höheren Reifegrades als Spezialisten gegen „Mutitalente“ wie das FlyCart von DJI durchsetzen. Und aus dem engen Rennen irgendwann mal eine klare Angelegenheit werden lassen.




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