European Drone Forum 2021
Ein hochkarätiges Teilnehmerfeld, prominente Speaker sowie eine abwechslungsreiche Agenda. Nicht zu vergessen die zahlreichen Kontakte und Gespräche abseits des Vortragsprogramms. Keine Frage, das European Drone Forum 2021 in Köln bot reichlich Gelegenheit, sich auf hohem Niveau mit dem Status quo sowie der Zukunft der Drone-Economy zu beschäftigen. Und es war die optimale Bühne für die Präsentation eines neuen europäischen Dachverbands.
Von Jan Schönberg
Seit 2018 trifft sich die Branche einmal jährlich auf Initiative des UAV DACH zum Gedankenaustausch. Fanden die ersten beiden Events in Frankfurt und Stuttgart noch als European Drone Summit statt, lädt der Verband für unbemannte Luftfahrt seit 2020 (Berlin) zum European Drone Forum. Doch nicht nur der Name hat sich verändert. Auch das Renommee in der UAV-Industrie ist Stück für Stück gewachsen. Beim European Drone Forum 2021 am Vortag der European Rotors in Köln traten mit der Europäischen Flugsicherheitsagentur EASA sowie dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zwei für die Drohnenindustrie bedeutende Institutionen als Event-Partner auf. Gleich mehrere nationale Regulierungsbehörden aus ganz Europa hatten Vertreterinnen und Vertreter in die Domstadt entsandt. Eine Gemengelage, die man beim UAV DACH durchaus als eine Art „Ritterschlag“ für das Event verstehen kann.
Beobachter aus Übersee
Trotz der aktuellen Entwicklungen rund um das Corona-Pandemiegeschehen waren etwa 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Köln gereist, um in Präsenz dabei zu sein und die willkommene Gelegenheit zum Networking zu nutzen. Sogar an der spontan eröffneten „Tageskasse“ im Dorint Hotel fanden sich Interessierte ein, die kurzentschlossen dabei sein wollten. Wer aufgrund von Reiserestriktionen oder mit Blick auf steigende Inzidenzwerte nicht anreiste, konnte das Geschehen per Online-Teilnahme verfolgen. Eine Option, von der eine knapp dreistellige Zahl an Gästen Gebrauch machte. Aus ganz Europa, ja sogar aus Übersee waren Beobachter zugeschaltet, wie anhand der von Moderator Frank Wernecke (DroneMasters) vorgelesenen Fragen in den Q&A-Sessions ersichtlich wurde.
Inhaltlich stand beim European Drone Forum 2021 eindeutig das Thema Europa im Mittelpunkt. So nutzte Achim Friedl, Vorstandsvorsitzender des UAV DACH, seine Eröffnungsrede unter anderem dazu, eine neue kontinentale Dachorganisation für nationale Drohnenverbände vorzustellen. JEDA – Joint European Drone Associations – soll eine starke Stimme der europäischen Drone-Economy auf kontinentaler Ebene sein, um die Interessen der Industrie zu vertreten und als Ansprechpartner mit starkem Mandat die europäischen Gesetzgebungsprozesse zu begleiten. Und der Anfang ist schon einmal vielversprechend, zu den Gründungsmitgliedern von JEDA mit Sitz in Brüssel gehören bereits Verbände aus 17 verschiedenen Nationen.
Europäische Drohnenregulierung
Nach einem Grußwort des zugeschalteten Dr. Joachim Lücking, Referatsleiter Flugverkehrssicherheit bei der EU-Kommission, widmeten sich die ersten Speaker den verschiedenen Bereichen der europäischen Drohnenregulierung, von Vorgaben zur Betriebssicherheit über LUC-Zertifikate und Uspace bis hin zur „Fly Safe“-Kampagne der EASA. Wesentlichen Anteil daran hatte Natale Di Rubbo, verantwortlicher Projektmanager für Drohnen bei der EASA, der sowohl eine informative Keynote zum Thema sicherer UAV-Operationen in der spezifischen Betriebskategorie hielt als auch kompetent und eloquent durch diesen Teil der eintägigen Veranstaltung führte.
Aus der Projektgruppe unbemannte Luftfahrt im BMVI war Dr. Jan Dirks vor Ort. Er beschäftigt sich im Verkehrsministerium schwerpunktmäßig mit dem Bereich Uspace und berichtete in seinem Vortrag darüber, warum Geo-Zonen eine entscheidende Bedeutung bei der künftigen Entwicklung der Drone-Economy zukomme. Bis zum Stichtag am 26. Januar 2023 wolle man die Vorgaben der europäischen Uspace-Verordnungen umgesetzt haben, um die Einrichtung von Geo-Zonen insbesondere in urbanen Räumen und in Gebieten mit erwartbar höherem Verkehrsaufkommen im unteren Luftraum zu ermöglichen. Dabei setze man nicht zuletzt auf die Erfahrungen des Uspace-Reallabors im Hamburger Hafen (Lese-Tipp: Blaupause für ganz Deutschland). Aber auch weitere Reallabore und Testprojekte seien erforderlich, um wichtige Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln.
Aus der Praxis
Angesichts des starken Fokus auf die zukünftige Entwicklung der regulatorischen Rahmenbedingungen für den (kommerziellen) Drohnenbetrieb blieb für konkrete Anwendungs- und Best practice-Beispiel an diesem Tag nur etwas weniger Raum. Den die Referenten dafür aber umso informativer füllten. So referierten Martin Launer und Dr. Thomas Grünvogel aus der Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke zum Thema der Produkt- und IT-Sicherheit und den sich daraus potenziell ergebenden Haftungsfragen. Denn ähnlich wie beispielsweise beim automatisierten Fahren gilt es auch im Bereich der unbemannten Luftfahrt die Fragen zu beantworten, die sich aus dem automatisierten oder auch autonomen Betrieb von Verkehrsträgern ergeben.
Gemeinsame Antworten auf aktuelle und kommende Fragen im Bereich des Einsatzes von UAVs wollen Airial Robotics und HHLA Sky geben. Im Vorfeld des European Drone Forum 2021 hatten die beiden in Hamburg ansässigen Unternehmen eine strategische Partnerschaft bekannt gegeben. Das Ziel: Durch die Systemintegration von HHLA Skys Drohnenleitstand-Technologie und der Gyrotrak-Flugsysteme von Airial Robotics sollen weltweit sichere und effiziente Drohneneinsätze in einem breiten Spektrum industrieller Anwendungsfälle ermöglicht werden. Zum Abschluss des Events in Köln präsentierten sich beide Partner jedoch noch getrennt. Jörg Schamuhn, CEO von Airial Robotics, schilderte eindrücklich die Vorteile, die der Rückgriff auf die klassische Tragschrauber-Technik mehr als 100 Jahre nach ihrer Erfindung auch für moderne Transport- und Inspektionsdrohnen bringen soll. Thorsten Indra wiederum, Produktentwickler bei HHLA Sky, erläuterte den Zuhörern wie mit dem Drone Control Center von einem Ort aus unterschiedliche Flugsysteme überall auf der Welt zentral betrieben werden können.
Abseits des Geschehens
Wie auf derartigen Veranstaltungen üblich, blieb auch auf dem nach „3G-Regeln“ durchgeführten Event in Köln neben der Vermittlung von Informationen und Knowhow noch ausreichend Raum für Networking und intensive Gespräche. Stets unter Einhaltung der erforderlichen Abstands- und Hygieneregeln, versteht sich. So fanden sich immer wieder unterschiedliche Grüppchen zum Gedankenaustausch zusammen, im intensiven Dialog konnten Kontakte gepflegt und künftige Geschäftsbeziehungen angebahnt werden. Ein rundum gelungener, von den Verantwortlichen des UAV DACH hervorragend organisierter Tag, der bei allen Beteiligten durchaus positiv in Erinnerung bleiben und hohe Erwartungen an ein European Drone Forum 2022 geweckt haben dürfte.