Nachgefragt bei Laurent Schüller, Head of Marketing bei FlyNex

Hilfsinitiative Starkregen 21

Die Folgen der Unwetterkatastrophe, die weite Teile Deutschlands im Juli heimsuchte, sind gewaltig. Und auch wenn in den meisten Fällen akute Not gelindert und direkte Gefahren abgewendet werden konnten: Das Leben in den betroffenen Regionen wird noch auf Jahre hinaus von den dramatischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Wiederaufbau von zerstörten Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen ist eine Mammutaufgabe. Eine Aufgabe, zu deren Lösung auch die Unternehmen und Institutionen aus der Drone-Economy ihren Beitrag leisten wollen, die sich auf Initiative von FlyNex in der Hilfsinitiative Starkregen 21 organisiert haben. Drohnen in der Katastrophenhilfe sinnvoll einzusetzen und die Hilfskräfte vor Ort zu unterstützen, das ist das Bestreben von Laurent Schüller und seinen Mitstreitern. (Lese-Tipp: Drohnenservices zur Schadensermittlung) Der Head of Marketing bei FlyNex lebt zwar bereits eine ganze Weile in Hamburg, stammt aber aus dem Sauerland und hat daher einen direkten persönlichen Bezug zu einer schwer vom Unwetter betroffenen Region. Doch wie können Drohnenunternehmen aus ganz Deutschland eigentlich konkret helfen? Drones fragt nach.

Von

Drones: In der Initiative Starkregen 21 haben sich Unternehmen und Verbände aus der Drone-Economy zusammengeschlossen: Wie kam es dazu?

Laurent Schüller: Ich selbst bin in Altena im Sauerland groß geworden, einem der Orte, die Mitte Juli sehr früh überflutet wurden. Leider auch der Ort, an dem es zu einem ersten Todesfall kam. Ich wohne seit zirka 10 Jahren in Hamburg, bin also selbst nicht vor Ort gewesen. Als ich jedoch die ersten Videos und Bilder gesehen hatte und von Familie und Freunden von dem tatsächlichen Ausmaß der Katastrophe erfuhr, war der Wunsch naheliegend, hier in irgendeiner Form zu helfen. Über FlyNex haben wir recht schnell Kontakt zu anderen Drohnenunternehmen aufgenommen und die Aktivitäten unter dem Dach der Hilfsinitiative Starkregen 21 gebündelt.

Wie fielen die Reaktionen aus der Branche aus?

Es gab kein Team oder Unternehmen, das sich nicht sofort bereit erklärt hat, den betroffenen Gemeinden und Einsatzkräften Geräte, Piloten oder Software zur Verfügung zu stellen. Airteam, FairFleet, Dronesperhour und andere haben sofort zugesagt und selbst ihr Netzwerk darauf hingewiesen. Das ging so schnell, dass wir innerhalb von 48 Stunden im Grunde alles an Equipment, Piloten und Expertise zusammen hatten, was man sich nur wünschen konnte.

Wie konkret sieht die Hilfe aus, die Starkregen 21 in den betroffenen Gebieten leistet?

Wir haben uns direkt an das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) sowie an die koordinierenden Stellen der Einsatzstäbe vor Ort gewandt und unsere Unterstützung angeboten. Wichtig ist mir zu verdeutlichen, dass die Hilfsinitiative hier pro bono arbeitet und die Behörden und Kommunen unterstützt. Keiner fliegt einfach unkoordiniert los.

Wie läuft denn die Zusammenarbeit mit dem BBK in der Praxis ab?

Für mich war es erstmal schön zu sehen, dass sich die Stellen sehr schnell bei uns gemeldet haben und uns klar sagen konnten, wie die Lage ist und wo unsere Hilfe benötigt werden könnte. Wir stehen derzeit in direktem Austausch mit einige Stellen der Kommunen und des BBK. So dramatisch die Lage, so groß der Impuls zu helfen auch ist: Ein koordiniertes Vorgehen ist unverzichtbar. Die Aufgaben der Rettung und Absicherung obliegen den Lagezentren. Wenn Ressourcen gebraucht werden, die wir von der Hilfsinitiative bereitstellen können, machen wir das.

In vielen Berichten aus dem Katastrophengebiet wurde darauf hingewiesen, dass die Hilfskräfte auch auf Drohnen zurückgreifen. Hat es Sie überrascht, wie präsent unbemannte Systeme bereits im Rettungswesen sind?

Ich hatte ehrlich gesagt auch nicht erwartet, dass Drohnen bereits ein so integraler Bestandteil bei einigen Einsätzen sind. Die Technologie Drohne kann auch in solchen Situationen wichtige Aufgaben abdecken. Das haben wir hier gesehen und wurde auch schon sehr gut verstanden. Aber es ist auch ein echter Lernprozess, wie Drohnen in solchen Szenarien gemanaged werden. Das umfasst Flugvorbereitung, Luftraum-Koordination, Datenaustausch, Bereitstellung von Orthofotos für die jeweiligen Einsatzleiter und Lagezentren und vieles mehr. Das ist viel Koordinations- und Planungsarbeit. Besonders im Zusammenhang mit Flugbewegungen durch Bundeswehr, Luftrettung und Bundespolizei.

Wie werden die vom Bündnis Starkregen 21 umgesetzten Maßnahmen finanziert? Sind Sie beispielsweise auf Spenden angewiesen?  

Die Kosten für die Hilfsinitiative Starkregen 21 sind derzeit überschaubar. Die Finanzierung erfolgt aus eigener Tasche. Wir nehmen keine Spenden an, sondern haben uns mit FlyNex, Drohnen-Camp, dem UAV DACH e.V. als Verband und anderen zusammengetan, um zu unterstützen, wenn möglich. Jeder Unterstützer in der Hilfsinitiative macht das freiwillig und pro bono.

Es wird wohl noch Jahre dauern, bis die Schäden in den von der Unwetterkatastrophe betroffenen Gebieten beseitigt sind. Wie lange soll Starkregen 21 diesen Prozess begleiten?

Jedem, der das Ausmaß der Regenfälle und Fluten gesehen hat, ist bewusst, dass wir hier nicht über Monate, sondern über Jahre sprechen, bis die betroffenen Bereiche wieder aufgebaut, bewachsen und bewohnbar sind. Wir werden das Angebot daher natürlich aufrecht erhalten und unser Bestmögliches tun, um zu helfen. Manche Dinge haben derzeit Priorität, wie der Schutz von Mensch und Tier und die Versorgung der Betroffenen vor Ort. Danach werden neue Aufgaben kommen, wie der Aufbau von Infrastruktur. Auch hier wird unsere Unterstützung zur Verfügung stehen, zum Beispiel bei der Erstellung von Luftbildern, der Vermessung, bei der Inspektion von Gebäuden oder auch der Identifizierung von Gefahrenstellen wie unterspülten Wegen und Straßen. Man darf auch nicht vergessen, dass unter anderem das Kartenmaterial für bestimmte Gegenden von Grund auf neu angelegt werden muss.

Last, not least: Können sich interessierte Unternehmen noch beteiligen? Wie könnte eine Beteiligung konkret aussehen – und an wen kann man sich wenden?

Auf jeden Fall. Uns erreichen nach wie vor jeden Tag Nachrichten von Unternehmen, die sich anschließen und Geräte, Piloten oder ihre Erfahrung mit einbringen wollen. Gerade wenn wir die Möglichkeit haben, Anfragen nach Unterstützung an Unternehmen zu vermitteln, die im Bedarfsfall vor Ort Befliegungen durchführen können, ist das sicher mittelfristig eine Hilfe. Hierzu reicht es, eine kurze Nachricht auf der Seite https://splyke.de/starkregen21/ zu hinterlassen. 

 

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