Über Unterschiede zwischen Zenmuse L1 und L2 von DJI

Wachablösung?

Gamechanger oder moderate Weiterentwicklung? „Must have“ oder doch verzichtbar? Diese Fragen stellen sich immer wieder, wenn neue Versionen des eigenen technischen Equipments auf den Markt kommen. Denn während zuweilen eine Neuanschaffung wichtige Vorteile mit sich bringt, ist das Ersetzen funktionierender Produkte in vielen Fällen auch verzichtbar. Aber wie sieht es diesbezüglich bei den LiDAR-Sensoren Zenmuse L1 und L2 von DJI aus?

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Auf den ersten Blick könnte man denken, beim LiDAR-Sensor Zenmuse L2 habe Hersteller DJI den Rotstift angesetzt. Denn an der Gehäusefront „fehlt“ die Linse des zusätzlichen Sichtsensors, der in der Variante 1 noch vorhanden war. Doch dies stellt keinen Rückschritt dar, sondern ist schlichtweg nicht mehr erforderlich. Dass weniger nicht immer schlecht sein muss, zeigt sich auch an einer weiteren Optimierung. Während die IMU (inertial measurement unit) des L1 noch einen mehrminütigen Vorlauf benötigte um startklar zu sein, ist der L2-Sensor nun direkt einsatzbereit. Zudem sorgt die reduzierte Größe der Laserpunkte – DJI spricht von einer Verkleinerung um 80 Prozent – dafür, dass filigrane Details wesentlich detaillierter dargestellt und die Vegetation besser durchdrungen werden kann, um Oberflächenmodelle zu erstellen.

Erhöhter Rücklauf

Dass dicht bewachsene Gebiete besser vom LiDAR-Sensor durchdrungen werden können, liegt zudem auch an der erhöhten Rücklaufzahl. Während beim L1 „nur“ drei Rückläufe möglich waren, sind es beim L2 bis zu fünf. Das bedeutet, dass von einem ausgesandten Laserimpuls bis zu fünf „Echos“ erfasst werden können. Durchdringt der Laser beispielsweise die Blätter eines Baumes, wird ein Rücksignal ausgesandt. Im weiteren Verlauf Richtung Boden werden jedoch noch weitere Impulse ausgelöst, die die Erstellung von dreidimensionalen Geländemodellen ermöglichen. Inwiefern die erhöhte Rücklaufzahl tatsächlich einen Vorteil bringt, hängt stark vom Einsatzgebiet ab. Denn in eher offenem Gelände fallen schlichtweg weniger „Echos“ an. Doch es ist natürlich prinzipiell von Vorteil, hier auswählen und präzisere Daten sammeln zu können, wenn dies erforderlich und sinnvoll ist.

Dieser Effekt wird zudem durch die insgesamt verbesserte Reichweite und Leistung des Systems weiter unterstützt. Neben der gestiegenen Punktwolkenrate sorgt zudem die deutlich erhöhte Systemgenauigkeit dafür, dass die Flächenleistung und damit die Effizienz im Betrieb spürbar zugenommen hat. Aus deutlich größerer Höhe können so erheblich präzisere Daten erfasst werden. Zudem lassen sich mit dem L2 die Flugkorridore knapper kalkulieren als beim L1, da bei Richtungswechseln weniger Reserven und insgesamt weniger Überlappungen eingeplant werden müssen. Ein weiterer Punkt, der sich positiv auf die Flächenleistung und damit die Effizienz auswirkt.

Photogrammetrie

Ein zusätzlicher Mehrwert des L2 ist die extrem verbesserte RGB-Kamera, die über denselben Sensor wie die Fotodrohne Mavic 3 Enterprise verfügt. Dies erhöht nicht nur die Performance bei schlechten Lichtverhältnissen und ermöglicht feinere farbliche Abstufungen der LiDAR-Punktwolke. Die 20-MP-Kamera ist prinzipiell auch dafür nutzbar, Photogrammetrie-Projekte umzusetzen.

Ist der LiDAR-Sensor Zenmuse L2 also ein unverzichtbares Upgrade, das den Vorgänger direkt in Rente schicken sollte? Betrachtet man die reinen Daten und Möglichkeiten, stellt das L2-System natürlich einen deutlichen Schritt nach vorne dar. In puncto Effizienz und Präzision sind die Vorteile zudem durchaus vorhanden. Doch wie so oft kommt es auf den Einsatzzweck an. Wer auch unter komplexen Bedingungen größtmögliche Datenqualität erzielen und gleichzeitig auf den Komfort der einfachen Plug & Play-Nutzbarkeit innerhalb der DJI-Produktfamilie nicht verzichten möchte, sollte ernsthaft darüber nachdenken, von L1 auf L2 zu wechseln. Zumal die deutlich verbesserte RGB-Kamera natürlich Vorteile mit Blick auf einen vergrößerten Anwendungsbereich – Stichwort: Orthophotos – mit sich bringt. Wer jedoch tendenziell einfacherer Strukturen vermessen möchte und bislang gut mit den per L1 erzielten Ergebnissen arbeiten konnte, muss den Wechsel sicher nicht ganz oben auf der Prioritätenliste platzieren.




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