Warum Standardszenarien und Pre-Defined Risk Assesments selten genutzt werden

Abkürzung?

Wie lässt sich der Weg vom Antrag bis zur Betriebserlaubnis in der speziellen Kategorie für alle Beteiligten möglichst unkompliziert gestalten? Diese Frage treibt Operator und Genehmigungsbehörden gleichermaßen um. Mit Standardszenario (STS) und Pre-Defined Risk Assessment (PDRA) stehen theoretisch zwei Instrumente zur Verfügung, den Prozess zu verschlanken. Dennoch werden diese vermeintlichen Abkürzungen in der Praxis erstaunlich selten genutzt. Warum eigentlich?

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Egal ob Überlandleitungen oder Bahngleise, Leuchtturm oder Windrad, Ersatzteil oder Antihistaminikum: Wenn es um die Inspektion linearer Infrastruktur, die Befliegung von hohen Bauwerken oder den Transport zeitkritischer Güter geht, folgen viele denkbare UAS-Anwendungen grundsätzlich denselben Mustern. Fallen sie jedoch unter die Bedingungen der speziellen Betriebskategorie, erfordert jede einzelne von ihnen eine individuelle Genehmigung. An dieser Stelle können vorgefertigte Standardszenarien oder auch vordefinierte Risikoanalysen (PDRA) genutzt werden, um nicht für jeden Flug das Rad neu erfinden zu müssen. Soweit die Theorie. Denn in der Praxis werden die gut gemeinten Instrumente nur in wenigen Fällen genutzt.


Da Standardszenarien nur auf europäischer Ebene geändert werden können, wären entsprechende Vorhaben äußerst komplex

Geringe Erleichterung

Denn auch wenn in der Branche oft über den hohen Aufwand für ein individuelles Specific Operations Risk Assessment geklagt wird, schätzen viele Antragsteller die Flexibilität, die mit einem individuellen SORA-Antrag verbunden ist offensichtlich höher ein als die Erleichterungen, die der Rückgriff auf STS oder auch PDRA mit sich brächten. Denn auch wenn beispielsweise bei der Verwendung eines Pre-Defined Risk Assesments einzelne Stufen des SORA-Prozesses wegfallen, so ist dennoch ein individuelles Betriebshandbuch zu erstellen. Oder anders ausgedruckt: Aufgrund des doch recht starren Rahmens, in den die standardisierten Verfahren gepresst werden, ist es häufig attraktiver, eigene Prozesse zu beschreiben, als das geplante Betriebszenario in das Korsett vordefinierter Verfahren zu pressen.

Ein Weg, um an dieser Stelle für Verbesserungen zu sorgen, wäre eine Reform der Standardszenarien. Da diese jedoch Teil der einschlägigen EU-Verordnungen sind, würden entsprechende Verfahren komplex und vor allem langwierig sein. Und bei der aktuellen Innovationsgeschwindigkeit innerhalb der Drone-Economy könnten erneuerte Standardszenarien sogar schon wieder veraltet sein, wenn sie den komplexen europäischen Zustimmungsprozess durchlaufen haben. Wesentlich vielversprechender mit Blick auf Erleichterungen für UAS-Betreibende und Regulierungsbehörden ist daher die Initiative der Working Group Safety Risk Management (WG-SRM) bei den Joint Authorities für Rulemaking on Unmanned Systems (JARUS).


Auch wenn PDRAs dabei helfen können, den SORA-Prozess zu verschlanken, ist immer noch viele Aufwand erforderlich, um einen genehmigungsfähigen Antrag zu erarbeiten (Abbildung: EASA)

Modulares Handbuch

Unter der Leitung von Jörg Dittrich wurde das JARUS STS-02 – von der Europäischen Flugsicherheitsagentur EASA als PDRA G-02 akzeptiert – einer umfassenden Überarbeitung unterzogen. Unter anderem, um notwendige Anpassungen an die neue SORA-Version 2.5 vorzunehmen. Doch viel entscheidender könnte der neue konzeptionelle Ansatz sein, mit dem PDRAs künftig einfacher nutzbar und somit attraktiver werden sollen. Unter anderem durch ein modular gestaltetes sowie vorgefertigtes Betriebshandbuch, das durch die individuellen Charakteristika der zu genehmigenden UAS-Mission zu ergänzen ist. Und auf diese Weise – so die Hoffnung der JARUS-Arbeitsgruppe – zur Beschleunigung des Antragsverfahrens beitragen kann. Eine spannende Initiative, die nach den Vorstellungen der WG-SRM weitreichende Folgen haben könnte. Denn ein modifiziertes, von der EASA akzeptiertes PDRA G-02 soll als Blaupause für eine Überarbeitung bestehender als auch die Schaffung neuer Pre-Defined Risk Assessments dienen.




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