Ausgezeichnet
Im Rahmen der DLR Design Challenge fordert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt Studierende dazu auf, Entwürfe für effiziente, emissionsarme und möglichst klimaneutrale Luftfahrzeuge zu entwickeln, die aktuelle und künftige Problemstellungen adressieren. In diesem Jahr ging es um die Konzeptionierung eines Luftfahrzeugs zur Wiederherstellung der Internetversorgung nach dem Ausfall der Kommunikationsinfrastruktur am Boden. Nach Ansicht der Jury bewältigte das Konzept The Sentinel System der DHBW Ravensburg diese Herausforderung am besten.
Von Jan Schönberg
Die Luftfahrt steht in den kommenden Jahren vor enormen ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, die sowohl innovative als auch nachhaltige Ideen und Ansätze erfordert, um einen gesellschaftlichen Mehrwert zu bieten. In diesem Kontext schreibt das DLR bereits seit 2017 einen jährlichen Wettbewerb für Studierende aus, bei dem zukunftsweisende Flugzeugkonzepte entworfen werden sollen. Fünf Studierendenteams präsentierten Anfang August 2023 beim finalen Symposium des Wettbewerbs ihre Entwürfe, wie ein Ausfall der Internetversorgung behoben werden kann, um nach Naturkatastrophen sowohl die Rettungsmaßnahmen zu beschleunigen als auch den Betroffenen den Umgang mit den Folgen von Erdbeben, Lawine oder Überschwemmung zu erleichtern.
Das Konzept The Sentinel System der DHBW Ravensburg setzt auf bewährte Technologie und einen hochgestreckten Flügel, um eine Flugdauer von bis zu 50 Stunden zu ermöglichen (Foto: DHBW Ravensburg/The Sentinel System)
Durchdachte Konzepte
Das Team der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Ravensburg konnte durch einen sehr robusten Entwurf überzeugen, welcher ganzjährig und selbst bei widrigsten Bedingungen einsetzbar sein soll. Die wesentlichen Design- und Konstruktionsentscheidungen wurden laut Jury-Bewertung so stringent begründet, dass eine Indienststellung bis 2040 grundsätzlich möglich wäre. Auch das durchdachte Betriebskonzept von The Sentinel System trug einen wichtigen Teil zum Erfolg bei. Danach ist es möglich, eine Flotte von Luftfahrzeugen möglichst schnell von einer eigens entwickelten operationellen Basis zu starten.
Auch Rang zwei ging nach Baden-Württemberg. Das unbemannte Flugsystem PERSEUS (Post-Emergency Response and Surveillance UAV System) wurde von Studentinnen und Studenten der Universität Stuttgart konzipiert und verfügt über ein hybrides Antriebssystem bestehend aus Wasserstoff-Brennstoffzellen, Batterien und Superkondensatoren. Das Betriebskonzept sieht aufklappbare Lkw-Container als Start- und Landeplattform für das VTOL vor, sodass PERSEUS unabhängig von der Verfügbarkeit einer intakten Start- und Landebahn betrieben werden kann. Insbesondere mit Blick auf den Einsatz nach Naturkatastrophen natürlich ein nicht zu vernachlässigender Punkt.
Das eingereichte Konzept der Universität Stuttgart ist ein unbemanntes Blended Wing Body Konzept mit Canard. Die Konfiguration verfügt über ein hybrides Antriebssystem bestehend aus Wasserstoff-Brennstoffzellen, Batterien und Superkondensatoren (Foto: Universität Stuttgart/PERSEUS)
Fünf erfolgreiche Teams
Das Treppchen komplettierte das drittplatzierte Team der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Dies war mit einer „Hochfliegenden, effizienten und intelligenten Krisenkommunikations-Einheit“ – kurz: HEIKE – an den Start gegangen. Das Solarflugzeug ist als Hochdecker ausgelegt, wodurch eine Verschattung der Solarzellen auf dem Hauptflügel verhindert wird. Für operationelle Flexibilität kann HEIKE abgerüstet und in einem 40-Fuß-Container transportiert werden. Ebenfalls spannende Ideen hatten die Teams von TU Dresden – AirLive (Air Located Internet Vehicle for Emergencies) – und der Hochschule Trier (Prometheus), die sowohl die gestellte Aufgabe erfüllten als auch zum insgesamt hohen Wettbewerbsniveau beitrugen.
Die Abschlussveranstaltung fand Anfang August am DLR-Standort Hamburg im ZAL Tech Center statt. Im Anschluss an die DLR Design Challenge 2023 werden die drei bestplatzierten Teams ihre Konzepte auf dem Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK 2023) in Stuttgart präsentieren. Darüber hinaus wird das Siegerteam seinen Entwurf auf der European Aeronautics Science Network International Conference (EASN 2023) in Salerno vorstellen.