„Diese Lücke werden wir schließen“
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der Vers von Hermann Hesse wird oft und gerne bemüht, wenn es um Premieren geht. Und ob der Zauber bleibt oder Ernüchterung weichen muss, hängt im Wesentlichen davon ab, wie der Auftakt gelingt. Ein Start nach Maß zeichnet sich für die XPONENTIAL Europe vom 18.-20. Februar in Düsseldorf ab. Im Interview verrät Messe-Direktor Malte Seifert, warum diese europäische Plattform für Autonomie und Robotik benötigt und mehr Convention als Messe werden wird.
Von Jan Schönberg
Drones: Ist es als Messe-Direktor eigentlich das große Los, wenn man ein neues Event-Format für eine junge Industrie und eine sich erst noch entwickelnde Zielgruppe aufbauen darf?
Malte Seifert (lächelt): Für mich ist es das auf jeden Fall. Zumal die Technologie einfach spannend ist. Unbemannte Systeme und Robotik werden sowohl unsere Wirtschaft als auch unseren Alltag in den kommenden Jahren und Jahrzehnten enorm prägen. Hier zu diesem frühen Zeitpunkt dazu beizutragen, dass sich eine ganz neue Branche und Industrie entwickelt, dass Netzwerke entstehen und am Ende des Tages sogar noch etwas Gutes für die Allgemeinheit herauskommen kann, das ist tatsächlich eine sehr reizvolle Aufgabe. Die Möglichkeit zu erhalten, eine neue Messe in Deutschland zu etablieren, bekommt man nicht alle Tage und somit ist es auch für mich etwas ganz Besonderes.
Aber Sie verspüren schon ein bisschen Druck, oder? Schließlich verbindet man bei der Messe Düsseldorf sicher eine Menge Hoffnungen mit der Marke XPONENTIAL Europe – und auch bestimmt kein ganz kleines Invest.
Wer in leitender Funktion Verantwortung übertragen bekommt und diese übernimmt, der muss diese Verantwortung natürlich auch annehmen und damit umgehen können. Und wie überall im Geschäftsleben wird auch bei der Messe Düsseldorf strategisch und wirtschaftlich gedacht. Aber zum einen sind wir alle gemeinsam absolut von unserem Konzept für die XPONENTIAL Europe überzeugt. Und zum anderen wissen wir, dass auch eine Messe Zeit braucht, um sich zu entwickeln. Aber da wir schon im Herbst vergangenen Jahres unsere für die erste Veranstaltung gesteckten Ziele übertroffen hatten, konnte ich ganz entspannt mit meiner Familie Weihnachten feiern und neue Kraft für die letzten Wochen vor der Messe-Premiere tanken.
Nicht nur fliegende Drohnen, auch unbemannte Systeme an Land und im Wasser werden Teil der neuen Messe im Herzen Europas werden, auf der die gesamte Wertschöpfungskette von Autonomie und Robotik abgebildet werden soll
Viele Unternehmen stecken aktuell vor dem Problem, aus guten Ideen und ausgereiften Produkten ein skalierbares Geschäftsmodell zu etablieren. Komplexe Regulatorik und fehlende Finanzierung machen vielen Start-ups und auch größeren Firmen zu schaffen. Gleichzeitig sind die globalen ökonomischen Rahmenbedingungen durchaus herausfordernd. Es könnte bessere Startbedingungen für eine neue Messe geben, oder?
Natürlich waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schon einmal besser. Aber gerade in Zeiten wie diesen ist es doch wichtiger denn je, sich auszutauschen, Möglichkeiten zur Kooperation zu ergreifen und der Industrie eine wichtige Bühne zu bieten. Im Dialog, durch Partnerschaften und Netzwerke lassen sich auch individuelle Probleme häufig leichter lösen. Zudem bietet eine Messe wie die XPONENTIAL Europe als Marktplatz für Ideen und Konzepte doch die riesige Chance, dass Angebot und Bedarf sich finden, die sonst nie aufeinandergetroffen wären. Der Leitgedanke der Messe Düsseldorf lautet „For those who create tomorrow‘s business“ und ich bin überzeugt davon: Wer sich schon jetzt aktiv in die XPONENTIAL Europe einbringt, für den werden sich neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben, ganz egal, wie die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aussehen.
Malte Seifert, Messe Direktor der XPONENTIAL Europe in Düsseldorf
Die Blaupause für die neue europäische Messe kommt aus den Vereinigten Staaten, wo die XPONENTIAL eine seit Jahrzehnten etablierte Veranstaltung ist. Wie viel USA steckt in der XPONENTIAL Europe?
Natürlich profitieren wir davon, dass die Marke XPONENTIAL etabliert ist und weltweit einen ausgezeichneten Ruf hat. Da hat die Association for Uncrewed Vehicle Systems International als Veranstalter wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Selbstverständlich profitieren wir diesbezüglich vom Knowhow, dem Netzwerk und der Erfahrung unserer Partner von der AUVSI. Deutlich weniger jedoch in Bezug darauf, wie eine Messe funktioniert. Da hat die Messe Düsseldorf als eine der größten Messegesellschaft der Welt mehr als ausreichende Kompetenz und daher hat uns die AUVSI auch ganz bewusst als Partner gewählt, um die Idee der XPONENTIAL nach Europa zu bringen sowie die beiden Messen international zu vernetzen.
Nicht zuletzt im Bereich der Rüstungsindustrie sind unbemannte Systeme stark in den Fokus gerückt. Das Unternehmen Rheinmetall wird daher mit einem großen Stand auf der Premiere der XPONENTIAL präsent sein
Wie sieht diese Idee denn aus?
Genau wie bei der XPONENTIAL in den USA werden auch bei der XPONENTIAL Europe nicht „nur“ Waren, Produkte und Dienstleistungen präsentiert. Ich würde das Konzept eher als Convention bezeichnen. Rund um die klassische Messe positionieren wir zusätzliche Angebote, um Informationsfluss und Vernetzung zu fördern. Mit der XPONENTIAL Europe Conference, dem Droneresponders Public Safety Forum und insbesondere dem EUROPEAN DRONE FORUM gehören hochkarätig besetzte Fachkonferenzen zum umfangreichen Convention-Programm. Mit XPO+ bringen wir Startups und potenzielle Investoren zusammen, in einem eigenen Format diskutieren Expertinnen und Experten über Standardisierungsmöglichkeiten für die global agierende Branche. Live-Demonstrationen dürfen natürlich auch nicht fehlen, damit Besucherinnen und Besucher sich ein Bild über die Technologien im Einsatz verschaffen können. Unser Ziel ist es, in Europa die zentrale Anlaufstelle für die Drone-Economy zu schaffen, die zum Pflichttermin für Industrie, Politik, Behörden, Forschung und Anwender wird.
Die thematische Bandbreite von militärischen Anwendungen über unbemannte Systeme zur Entnahme von Wasserproben und selbstfahrende Transporter bis hin zu Drohnen zur Inspektion von Stromtrassen ist enorm. Kann man das alles in einer Messe oder auch Convention abbilden, ohne beliebig zu werden?
Man kann nicht nur. Man muss. Wir müssen die verschiedenen Handlungsstränge zusammenführen, damit daraus eine große Erfolgsgeschichte in puncto Autonomie und Robotik werden kann. Aktuell gibt es in Europa keine Plattform die Autonomie aus diesem Blickwinkel betrachtet, aber sie ist unglaublich wichtig, da hier wichtige Impulse entstehen können und diese Lücke werden wir mit der XPONENTIAL Europe schließen.
Wie sieht die Zukunft der Advanced Air Mobility in Europa und darüber hinaus aus? Auf der XPONENTIAL Europe soll über mögliche Antworten auf diese Frage diskutiert werden
Und wie soll das konkret gelingen?
Wir wollen mit der XPONENTIAL Europe die gesamte Wertschöpfungskette für automatisierte Systeme abbilden und die verschiedenen Stakeholder zusammenbringen. Denn egal ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft und auch unabhängig vom konkreten Anwendungszweck bestehen doch enorme Schnittmengen und Parallelen über die verschiedenen Domänen hinweg. Nehmen wir nur das große Thema Cybersecurity oder die technischen Herausforderungen, die mit der Echtzeitübertragung und KI-basierten Auswertung von großen Datenmengen verbunden sind. Auch Fragen der physischen und digitalen Infrastruktur sowie der Aus- und Weiterbildung für technisches und operatives Personal sind noch zu beantworten. Und das gelingt am besten, wenn nicht jeder sein eigenes Rad erfinden muss, denn eines Tages wird alles miteinander vernetzt sein.
Da haben Sie sich tatsächlich eine ganze Menge vorgenommen.
Wir sind aus dem Stand heraus die größte Fachmesse für Autonomie in Europa. Und wollen das auch dauerhaft bleiben. Dies zusammen mit unseren starken Partnern, insbesondere der AUVSI aus Amerika und dem UAV DACH in Europa zu erreichen, ist die Motivation für unsere tägliche Arbeit. Und auch wenn der Start mit der ersten XPONENTIAL Europe schon richtig gut wird, stehen wir – genau wie die Drone-Economy – erst am Anfang unserer Entwicklung.
XPONENTIAL Houston
Die XPONENTIAL in Houston (19.-22. Mai 2025) ist Teil des offiziellen Auslandsmesseprogramms der Deutschen Bundesregierung. Noch sind einige Ausstellungsflächen im offiziellen Deutschen Pavillon verfügbar, eine Beteiligung ist ab 780,– Euro (inklusive Standbau) möglich. Zudem übernehmen einzelne Bundesländer auf Antrag die Reisekosten. Eine Anmeldung ist noch bis zum 24. Februar 2025 möglich, für Fragen zur XPONENTIAL in Houston steht das Team der Messe Düsseldorf um Ansprechpartnerin Joline Olbing (olbingj@messe-duesseldorf.de) zur Verfügung.
Fotos: AdobeStock – 11photo, Messe Düsseldorf, Rheinmetall, Ansgar van Treeck