Drohnennutzung bei Westenergie
Die Anlagen zur verlässlichen Stromversorgung von Industrie und Bevölkerung sind Teil der kritischen Infrastruktur, die nicht erst in jüngerer Vergangenheit besondere Aufmerksamkeit erfährt. Zugleich sind Trassen und Umspannwerke Einsatzgebiete, auf denen Drohnen ihre ganz besonderen Fähigkeiten optimal ausspielen können. Regelrecht Feuer und Flamme für den vielfältigen Einsatz von UAS ist man bei Westnetz, einem Tochterunternehmen des Energieversorgers Westenergie.
Von Jan Schönberg
Eine umfangreiche Drohnenflotte und 100 eigens ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Westnetz setzt so konsequent wie bislang noch recht wenige Unternehmen auf UAS, um den Betrieb des eigenen Stromnetzes sicherer und störungsfreier zu machen. Damit gehört die Tochterfirma des Energieversorgers Westenergie zu einem der Vorreiter der Branche. „Bei Westnetz haben wir heute 50 Drohnen im Einsatz. Und die bringen gleich mehrere Vorteile: Sie erhöhen die Arbeitssicherheit, da unsere Kolleginnen und Kollegen weniger auf Masten steigen müssen. Bei einem Stromausfall kann die Drohne automatisiert die betroffene Leitung abfliegen und die Fehlerstelle erkennen. Das ist schneller und sogar nachhaltiger, da keine Autofahrten oder Helikopterflüge an der Leitung notwendig sind“, erläutert Patrick Wittenberg, Geschäftsführer der Westnetz GmbH.
Die optische Inspektion von Masten und Leitungen macht eine Vielzahl von Stromabschaltungen verzichtbar
Effizienzsteigerung
Die Westnetz GmbH mit Sitz in Dortmund versorgt etwa 7,5 Millionen Menschen mit Strom, Gas, Wasser und Fernwärme, betreut unter anderem ein Stromnetz von 185.000 Kilometern Länge. Reichlich Strecke also, die überwacht werden muss. Bei den in bestimmten Intervallen vorgeschriebenen Mast- und Freileitungsinspektionen werden Drohnen dafür eingesetzt, die Effizienz deutlich zu erhöhen. Denn wo bislang Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Strecken zu Fuß ablaufen oder per Helikopter beflogen werden mussten, können UAS für große Zeit- und Kosteneinsparungen sorgen. Zudem werden viele Mastbesteigungen zur Sichtkontrolle verzichtbar, sodass sich auch die Zahl der kurzfristigen Leitungsabschaltungen reduzieren lässt. Zusammen mit Beagle Systems aus Hamburg wurde zudem in der Eifel ein automatisiertes System zur Inspektion von Stromtrassen implementiert. In einer der von Beagle Systems entwickelten „Drohnengaragen“, die zudem als Ladestation und Daten-Hub dient, ist in Gerolstein eine VTOL-fähige Starrflügler-Drohne stationiert, die automatisiert einen Radius von 100 Kilometern abfliegt und die Hochspannungsleitungen inspiziert. Bei Fehlermeldungen ist das unbemannte System so kurzfristig einsetzbar, um bestimmte Leitungspunkte nach Erd- oder Kurzschlüssen („Erdschlusswischer“) aus der Ferne einer Sichtprüfung unterziehen zu können.
Doch nicht nur bei bestehenden Trassen, auch bei Neu- und Wiederaufbau – zum Beispiel nach der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer – werden Drohnen eingesetzt. Dabei fliegt eine Drohne regelmäßig eine programmierte Flugroute über dem Baustellenbereich ab, die gesammelten Bilddaten werden per Software in ein 3D-Modell umgewandelt. So lassen sich Baufortschritte leicht beobachten und visualisieren. Auch Distanzmessungen und die Analyse von Höhenprofilen sind auf diese Weise möglich.
Um schnell auf Fehlermeldungen reagieren zu können, kommt in der Eifel eine in Gerolstein stationierte Drohne von Beagle Systems zum Einsatz
Feuerspeiende Drohne
Besonders spektakulär wird es dann, wenn die feuerspeiende Drohne zum Einsatz kommt. Das ist dann der Fall, wenn verirrte Flugdrachen oder auch Müll aus den Leitungen entfernt werden müssen. Bislang ein sehr aufwändiges Unterfangen, bei dem die Leitungen abgestellt und der Fremdkörper per Hubsteiger-Einsatz von Hand entfernt werden musste. Mit der feuerspeienden Drohne ist das alles nicht mehr erforderlich, da diese all das, was nicht in die Leitung gehört, wegbrennen kann.