Crossover
Unbemannte Systeme erobern sich Schritt für Schritt ihren Platz zu Lande, zu Wasser und natürlich in der Luft. Mit dem wachsenden Bedarf an entsprechenden Technologien in Industrie und Forschung sowie bei Sicherheitskräften auf der ganzen Welt, wächst auch für Drohnen-Hersteller der Anreiz, Produkte für die verschiedenen Welten anzubieten. Jüngstes Beispiel: UAS-Produzent ALTI aus Südafrika, der mit Unterstützung von Dynautics aus England ein Uncrewed Surface Vessel (USV) konzipierte.
Von Jan Schönberg
Wer ein neues Geschäftsfeld erschließen möchte, der steht vor einer ganze Reihe an Herausforderungen. Denn egal wie groß der Erfahrungsschatz im bisherigen Kernbusiness ist, ein neuer Markt folgt eigenen Gesetzen. Nicht zuletzt denen der Physik, wenn man unbemannte Systeme sowohl in der Luft fliegend als auch im Wasser schwimmend betreiben möchte. So verfügen die Entwickler von ALTI über reichlich Knowhow bei Entwicklung und Bau von Unmanned Aerial Systems, insbesondere die VTOL-Fluggeräte mit Hybridantrieb werden von zivilen und militärischen Kunden auf der ganzen Welt geschätzt. Dabei sorgen Elektromotoren für die vertikale, ein Verbrennungsantrieb für die horizontale Bewegung. Als „World leader in hybrid unmanned aircraft systems and solutions“ bezeichnen sich die Südafrikaner selbstbewusst auf ihrer Website. Doch auf dem Weg, die hauseigene Expertise in die Welt der Uncrewed Surface Vessels, also der unbemannten Schiffsdrohnen zu übertragen, stieß man auf Hürden. Diese wären zwar nicht unüberwindlich gewesen, doch der Zeit- und Entwicklungsaufwand dafür stellten sich als unverhältnismäßig hoch dar. Was nun?
Das passende Schiff, das für eine wechselweise Nutzung mit und ohne Besatzung ausgerüstet werden sollte, war schnell gefunden. Schwieriger war die Suche nach einem Steuerungselement – respektive einem Autopilot – für Patrouillen- und Festrumpfschlauchboote. Die in UAS genutzten ALTI-Systeme auf die spezifischen Charakteristika der Schiffstechnik anzupassen, wäre nicht ohne langwierige Vorbereitungen möglich gewesen. Denn diese hätten nicht nicht nur auf das neue Element ausgerichtet werden müssen. Auch die Kompatibilität mit den in der maritimen Industrie genutzten Antriebs- und Lenksystemen wäre sicherzustellen gewesen. Nicht zu vergessen ein funktionierendes Zusammenspiel mit ALTIs Fernsteuerungs- sowie Datenübertragungstechnik.
Foto: Dynautics
An dieser Stelle kam das Unternehmen Dynautics ins Spiel. Die Engländer haben bereits einige Erfahrung in der Ausrüstung von manntragenden Booten mit der nötigen Technik für unbemannte Missionen gesammelt. Und stellten mit dem Autopiloten des Typs Spectre Mk4 eine „Plug and Play“-Lösung bereit, die den technischen Anforderungen für das konkrete Projekt entsprach. „Nach intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit sind wir auf Dynautics gestoßen“, erinnert sich Callan Daniel, R&D-Ingenieur bei ALTI. „Schon nach einer kurzen Erörterung der technischen Anforderungen wurde klar, dass der Einsatz des Dynautics-Systems im Vergleich zu anderen Systemen geringere Entwicklungskosten mit sich bringen und eine viel schnellere Markteinführung ermöglichen würde.” Der Auftakt einer fruchtbaren Zusammenarbeit, die weit über das konkrete Projekt hinaus Vorteile mit sich bringen dürfte. Denn am Ende des Tages profitieren beide Unternehmen von den Synergieeffekten, die sich aus den unterschiedlichen Erfahrungshorizonten und dem Crossover zwischen Luft- und Schifffahrt, zwischen Flug- und Wasserdrohne ableiten lassen.