Volle Transparenz
An diesen Tag im Jahr 2014 erinnert sich Tobias Hürten auch Jahre später noch zurück, als wäre er gestern gewesen. Mit seiner Phantom 2 von DJI ist der damals 16-Jährige tief in den Weiten British Columbias unterwegs, um einen Teil der endlosen Wälder aus der Luft zu dokumentieren. Doch bei einem komplizierten Flug in einem Gletschertal geht die Drohne verloren und kann trotz intensiver Suche nicht wiedergefunden werden. Heute, neun Jahre später, ist Hürten Direktor des kanadischen Ablegers der Naturschutzorganisation Wilderness International, baut mehr denn je auf DJI-Drohnen und hat sogar die Phantom 2 von damals wieder in Besitz.
Von Jan Schönberg
Seit 2008 setzt sich die in Deutschland, Kanada und Peru ansässige Organisation Wilderness International dafür ein, Waldgebiete vor der Zerstörung durch den Menschen, durch Umweltverschmutzung oder illegale Abholzung zu bewahren. Und das mit einem so simplen wie effektiven Konzept. Mit Spendengeldern werden Waldflächen in Peru sowie Kanada gekauft und anschließend sich selbst überlassen. Mit 1,– Euro kann nach Angaben der Naturschutzorganisation ein Quadratmeter Regenwald erworben und somit dauerhaft gerettet werden. Auf diese Weise wurden mithilfe von Unternehmen, Schulen und vielen Privatpersonen mittlerweile mehr als 4,5 Millionen Quadratmeter rechtlich geschützt. Und damit sowohl die Spenderinnen und Spender ihr persönliches Stück Regenwald im Blick behalten als auch illegale Rodungen frühestmöglich erkannt und unterbunden werden können, setzen die Naturschützer flächendeckend auf UAS-Unterstützung aus der Luft.
Wilderness International verfolgt einen Ansatz, bei dem die Transparenz des Umweltschutzes im Mittelpunkt steht. Konkret bedeutet das, dass Spenderinnen und Spender auf den Quadratmeter genau sehen können, welche Waldfläche durch ihren Beitrag geschützt wird. Zu diesem Zweck werden mit Hilfe von Drohnen georeferenzierte Luftaufnahmen der Schutzgebiete erstellt. So können Transparenz und Identifikation entstehen. Und zusätzlich werden Daten für die wissenschaftliche Auswertung gesammelt, die dabei helfen können, die komplexen Ökosysteme besser zu verstehen.
Ihre Begegnung mit einem Bären sieht man der Phantom 2 von DJI an. Die Jahre, in denen sie im Regenwald lag, deutlich weniger
Doch nicht nur nach dem Kauf, bereits bei der Auswahl der mit Spendenmitteln zu erwerbenden Flächen setzt das Team von Wilderness International auf Drohnen-Support. Diese werden für die schnelle und gezielte wissenschaftliche Datenerhebungen und Untersuchungen der Gebiete verwendet, die für den Erwerb und den langfristigen Schutz interessant sein könnten. Im Anschluss werden Flüsse und Bäume von oben überwacht, um die ökologische Integrität, die Artenvielfalt sowie die Waldstruktur zu überprüfen. Zeit- und Ressourcen-aufwändige sowie potenziell gefährliche Expeditionen zu Fuß sind so verzichtbar.
Bei all diesen Tätigkeiten wird die Organisation bereits eine Weile von DJI unterstützt, seit diesem Jahr besteht eine offizielle Partnerschaft zwischen den Naturschützern und dem Marktführer in puncto zivile Drohnen. „Wir sind DJI sehr dankbar, dass sie uns in den letzten Jahren viele Drohnen geliehen haben“, sagt Tom Andersch, Mitbegründer von Wilderness International und für die Drohnenflüge der Organisation verantwortlich. „Wir haben eine schnell wachsende Unterstützer-Basis. Das bedeutet, dass wir in der Lage sein müssen, immer schneller, immer mehr Landstücke zu bewerten und zu schützen, die alle vermessen werden müssen. Wir haben es geschafft, 140 Hektar in nur 50 Minuten zu inspizieren, und ich war begeistert, dass die Mavic 3E den Flug autonom durchführte. Das wird unsere Arbeit in Zukunft erheblich erleichtern.“
Anhand von Luftbilddaten lässt sich die spektrale Signatur des Regenwalds visualisieren und illegale Abholzung detektieren
Technisch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist die Phantom 2. Dennoch verbindet Wilderness International-Mitarbeiter Tobias Hürten auch Jahre nach jenem Tag in British Columbia eine ganz eigene Beziehung zu diesem Drohnenmodell. Denn drei Jahre nachdem seine Phantom 2 scheinbar auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, tauchte sie plötzlich wieder auf. Bei einer anderen Mission wurde sie rein zufällig im dichten Unterholz gefunden. Zwar äußerlich gezeichnet von der Begegnung mit einem Bären, doch die Speicherkarte war auch nach all den Jahren immer noch intakt, sodass sogar noch die Aufnahmen vom verunglückten Flugeinsatz doch noch genutzt werden konnten.
Lese-Tipp
Auch der deutsche Drohnen-Hersteller Quantum-Systems unterstützt Wilderness International. Sowohl mit UAS-Technik als auch mit einem Teil des Verkaufserlöses, der mit den eigenen Produkten generiert und als Spende an die Naturschutzorganisation geht. Mehr dazu lesen Sie in Drones 3/2022. Diese und alle weiteren noch verfügbaren Ausgaben sind im Magazin-Shop unter www.drones-magazin.de/shop erhältlich.
Abbildungen: DJI / Wilderness Internationale